Systemiker in die Psychotherapeutenkammern

Barbara Bräutigam, Professorin an der Hochschule Neubrandenburg, ist als Psychologische Psychotherapeutin für Mecklenburg-Vorpommern gewählt worden, Barbara Breuer-Radbruch als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin für Sachsen-Anhalt.

Kerstin Dittrich, berufs- und sozialpolitische Referentin der DGSF, hatte den systemischen  Kandidatinnen vor der Wahl Fragen zu ihrer Kandidatur gestellt, Ihre Antworten:

Prof. Dr. Barbara Bräutigam, PP-Kandidatin in Mecklenburg-Vorpommern

Frage: Wofür würden Sie sich im Falle Ihrer Wahl besonders einsetzen?

Antwort: Ich würde mich für eine bessere Verzahnung von erwachsenen- und kinder- und jugendtherapeutischen in einem familientherapeutischen Sinne einsetzen sowie für bessere Möglichkeiten, im ambulanten Rahmen Familien psychotherapeutisch in den Blick zu nehmen.

Frage: Glauben Sie, dass Sie als Systemikerin einen besonderen Beitrag zur Arbeit in der OPK-Kammerversammlung leisten können? Wenn ja, wie könnte der aussehen?

Antwort: Ich glaube, dass ich als Systemikerin einen absolut notwendigen und längst überfälligen Beitrag leisten könnte, die besonders in Deutschland herrschende Monokultur von kassenfinanzierten psychotherapeutischen Angeboten durch meine Anwesenheit zumindest minimal zu verstören.

Frage: Bitte mal träumen – wenn Sie einen Wunsch an Gesundheitsminister Gröhe frei hätten, was wäre das?

Antwort: Eine angemessene Finanzierung von psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten für Flüchtlinge und deren Familien.

Barbara Breuer-Radbruch, KJP-Kandidatin in Sachsen-Anhalt

Frage: Erzählen Sie uns etwas über sich. Wie arbeiten Sie? Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders wichtig?

 Antwort: Ich arbeite als tiefenpsychologisch fundierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis – nach den Regeln der Richtlinienpsychotherapie. Als systemische Therapeutin sehe ich jedoch auch immer wieder deutlich, wie die Symptomatiken der Kinder verknüpft sind mit der Verfassung und Lebenssituation der Eltern, so dass systemisches Denken und Intervenieren in meine Arbeit selbstverständlich mit einfließt, getreu dem Motto: „Ich kann nicht weniger tun, als ich kann.“ Neben der Tätigkeit in der Praxis arbeite ich als Dozentin, Lehrsupervisorin, Ambulanz- und Ausbildungsleiterin in der Ausbildung zukünftiger Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten am MAPP (Magdeburger Ausbildungsinstitut für Psychotherapeutische Psychologie) mit. Neben meinem langjährigen berufspolitischen Engagement an verschiedenen Stellen bin ich auch durch diese Arbeit ständig mit Fragen der Weiterentwicklung unseres Berufes sowie mit den Auswirkungen berufspolitischer Fragestellungen auf die Versorgung psychisch Kranker und die Profession befasst. Und natürlich finden auch systemische Denk- und Frageweisen immer wieder ihren wichtigen Platz in Leitungs-, Supervisions- und Ausbildungsfragen.

Frage: Bitte mal träumen – wenn Sie einen Wunsch an Gesundheitsminister Gröhe frei hätten, was wäre das?

Antwort: Da würden mir spontan mehrere Wünsche einfallen, die Kinder dürfen bei mir immer 3 Wünsche äußern, diese Freiheit nehme ich mir jetzt auch – ohne mir als Erstes eine Wunschmaschine zu wünschen.

Ich würde mir wünschen, dass – endlich – die systemische Therapie auch offiziell ihren angemessenen Platz im Gesundheitssystem bekommt und zur Versorgung der Patienten zugelassen wird und nicht nur „hinter dem Aushängeschild anderer Verfahren“ arbeiten darf. Ich kenne viele Systemiker, die in der Richtlinientherapie ihre systemische Kompetenz zum Wohle der Patienten einbringen, ohne dass dies offiziell geht. Als ich 2004 meine systemische Ausbildung beendete, gab es eine Einschätzung, dass die Anerkennung der systemischen Therapie „noch mindestens 5 Jahre“ dauern würde. Ich hoffe es werden nicht 5 x 5 Jahre.

Weiterhin wünsche ich, dass im Rahmen der Überarbeitung der Psychotherapierichtlinien eine Flexibilisierung zu erreichen ist, die die Versorgung von Patienten passgenauer und individueller ermöglicht. Weiterhin wäre in diesem Zusammenhang wünschenswert, die nicht-patientenbezogene Arbeitszeit zu verringern, also auch das Antragsverfahren zu vereinfachen und das jetzt manchmal doch starre Korsett der Richtlinienpsychotherapie zu aufzulockern, ohne dabei die Qualität der Versorgung zu gefährden.

Ein dritter Wunsch bezöge sich auf die weitere Entwicklung unsere Profession. Als Kindertherapeutin würde ich mir von Herrn Gröhe wünschen, dass in den neuen Gesetzen zur Ausbildung von Psychotherapeuten - und der damit verbundenden Entwicklung der Profession - die besonderen Fähigkeiten der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, die für die Versorgung aus meiner Sicht unumgänglich sind, auch weiterhin ihren Raum bekommen. Wie immer die Ausgestaltung der Ausbildung dann im Einzelnen aussieht, sollten die pädagogischen, aber auch die durch die Arbeit mit Familien und sozialen Systemen bedingten Sichtweisen und Kompetenzen berücksichtigt werden. Weiterhin gehört zu diesem Wunsch auch die Möglichkeit der Ausbildung in den weiteren vom wissenschaftlichen Beirat anerkannten Therapieverfahren wie der systemischen und der Gesprächspsychotherapie.

Frage: Was hat Sie dazu motiviert, für die Wahl zur OPK-Kammerversammlung zu kandidieren und wofür würden Sie sich im Falle Ihrer Wahl besonders einsetzen?

Antwort: Ich bin seit meiner Niederlassung berufspolitisch aktiv. Seit mehreren Jahren bin ich im Vorstand des bkj (Berufsverband der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten) und in der letzten Wahlperiode berufenes Mitglied im „Ausschuss für besondere Belange der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“ der OPK. In den Kammern werden wesentliche politische Aktivitäten unsere Profession betreffend vorangebracht und entschieden, teils in langwierigen politischen Abstimmungsprozessen. Da es mit den Wünschen im echten Leben nur was wird, wenn man etwas dafür tut, habe ich mich entschieden, für die OPK-Kammerversammlung zu kandidieren. Meine wichtigsten Ziele leiten sich daher aus meinen oben geschilderten Wünschen ab. Neben den oben genannten Themen sind mir noch berufsrechtliche Fragestellungen wichtig, die gerade auch im KJP-Bereich oft hoch komplex sind und die damit ein Bereich sind, für den ich mich engagieren werde.