Nachruf auf Joseph Rieforth

Am 29. August dieses Jahres ist Joseph Rieforth verstorben. Astrid Beermann hat einen Nachruf verfasst.

Am 29. August dieses Jahres ist Joseph Rieforth mit nur 65 Jahren verstorben – ein einfühlsamer Mensch und hochkompetente Fach- und Führungskraft mit herausragender Expertise, der sehr fehlen wird.

1959 im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen studierte Joseph Rieforth Psychologie in Münster, Wien und Oldenburg. Als über viele Jahrzehnte wissenschaftlicher Leiter mehrerer Kontaktstudien im Bereich Therapie und Beratung sowie der Ausbildungsstätten und Hochschulambulanzen für Psychologische Psychotherapie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Universität Oldenburg leistete er viel Aufbaubauarbeit und etablierte über vier Jahrzehnte unterschiedliche berufsbegleitende Aus- und Weiterbildungsangebote im universitären Kontext.

Für Joseph Rieforth war der Beruf auch immer Berufung und er übte ihn mit Leidenschaft und Begeisterung aus. Als Tiefenpsychologe und Systemischer Therapeut ließ er diese beiden Richtungen im Sinne eines psychodynamisch-systemischen Modells miteinander verschmelzen. In seiner letzten Veröffentlichung (2020) „Wunschkompetenz. Von der Fähigkeit, das eigene Leben sinnvoll zu gestalten“ verdichtete er seine über die Zeit erworbenen Erkenntnisse und Erfahrungen.

Joseph Rieforth blieb selbst immer auch ein Lernender, ein in besonderem Maße interessierter, kreativer Mensch, der stets neue Impulse aus unterschiedlichen Disziplinen aufnahm und in seine Arbeit integrierte. Mit seinem Profil und seiner einfühlsamen Persönlichkeit als Therapeut, Berater und Lehrender bereicherte er viele Menschen und Organisationen und unterstützte ihre Ideen, Entwicklungswünsche oder Projekte. Es war ihm stets wichtig, eine warmherzige Atmosphäre zu schaffen und gute Arbeitsbündnisse herzustellen, um hilfreiche Bedingungen für entwicklungs- und veränderungswirksame Prozesse zu gewährleisten. Ihm gelang es in besonderer Weise, Menschen in ihrer Entwicklung zu stärken, ihre Potenziale zu wecken, Verbindungen zwischen ihnen herzustellen, abgebrochene Brücken zu erneuern oder neue zu bauen.

Joseph Rieforth lehrte an zahlreichen Universitäten, Hochschulen und Instituten im In- und Ausland und war dort immer ein gern gesehener Gastdozent.

Er war sehr offen dafür, ihm sinnvoll erscheinende fach- und berufspolitische Interessen zu unterstützen. 2003 wurde er als Mitglied der Sachverständigenkommission für Psychologische Psychotherapie am Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) in Mainz berufen. Seit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) war er in diesem Fachverband aktiv, prägte jahrelang als Sprecher die DGSF-Fachgruppen Hochschulen und Mediation, veranstaltete 2005 und 2018 zweimal die wissenschaftliche Jahrestagung der DGSF und engagierte sich im noch jungen Verbund für Systemische Psychotherapie (VfSP). Ebenso wirkte er in der Deutschen Fachgesellschaft für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (DfT) mit und arbeitete zudem mit Verbänden, Arbeitsgemeinschaften und Beiräten im Handlungsfeld Supervision, Coaching und Mediation zusammen.

Immer wieder bot Joseph Rieforth mit wissenschaftlichen Fachtagungen, Symposien und Kongressen an der Universität Oldenburg einen zugleich inhaltlich hochwertigen wie sinnlich ansprechenden Rahmen für neue Inhalte, Diskurse und Vernetzung sowie Gelegenheiten des Wiedersehens und in Verbindung-Bleibens.

Nun ist Joseph Rieforth am 29. August verstorben. Am 7. November dieses Jahres wollte er bei einem Festakt anlässlich des 40jährigen Jubiläums der entwickelten Aus- und Weiterbildungsangebote unter dem Motto „Beziehung über Qualität und Zeit gestalten“ die Eröffnungsrede halten, mit uns sein Lebenswerk feiern und sich allmählich in den Ruhestand verabschieden. Nun wird dieser Tag an der Universität Oldenburg ihm zu Ehren und ihn gedenkend gestaltet.

Mit Joseph Rieforth haben wir einen ganz besonderen Kollegen verloren, der mit seiner warmherzigen und zugewandten Art eine große Bereicherung war, uns auf vielfältige Weise geprägt hat und der uns als Freund sowie Fachkollege in guter Erinnerung bleiben wird.

Dr. phil. Astrid Beermann

Quelle: Familiendynamik 1/2025, Klett-Cotta
Dieser Nachruf wurde auch im Systemagazin veröffentlicht.

Weitere Informationen