Systemische Therapie mit und ohne Approbation – Vielfalt anerkennen, Qualität sichern, Zukunft gestalten

Stellungnahme der DGSF e.V.

Systemisches Denken und Handeln entfaltet seine Wirksamkeit weit über das heilkundliche Berufsfeld hinaus. In der Kinder- und Jugendhilfe, in psychosozialen Einrichtungen, in der Sucht- und Familienarbeit sowie in freier Praxis trägt die Systemische Therapie wesentlich dazu bei, komplexe Lebenslagen zu verstehen, Beziehungen zu gestalten und Veränderungsprozesse anzustoßen.

Die DGSF e.V. begrüßt das im Auftrag der Systemischen Gesellschaft e.V. erstellte Rechtsgutachten als wichtigen Beitrag zur Klärung offener rechtlicher Fragen in einem sich wandelnden Praxisfeld. Für die DGSF e.V. ist die zentrale Frage in der aktuellen Debatte um Berufsbezeichnungen, wie Qualität systemischer Praxis gesichert, weiterentwickelt und in ihrer Vielfalt anerkannt werden.

Die Systemische Therapie ist multiprofessionell geprägt, und lebt von einem gemeinsamen ethisch-professionellen Fundament sowie der Fähigkeit, gesellschaftliche Vielfalt auch in ihrer Struktur abzubilden. Viele systemisch arbeitende Praktiker*innen bringen biografische und berufliche Hintergründe mit, die sich nicht entlang klassischer Bildungs- und Berufswege bewegen. Der systemische Ansatz lädt ein, soziale Kontexte und Machtverhältnisse mitzudenken – auch innerhalb der eigenen Profession. Die DGSF sieht es daher als ihre Aufgabe an, die Qualität systemischer Arbeit in ihrer Breite sichtbar zu machen, allen Interessierten mit enstprechender Vorqualifikation den Zugang zur Profession zu ermöglichen und darin eine berufliche Perspektive zu bieten.

Die systemischen Weiterbildungen der DGSF e.V. basieren auf verbindlichen Rahmenrichtlinien. Sie sichern fundierte fachliche Standards, integrieren aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und stellen eine reflektierte, professionelle Haltung in den Mittelpunkt. Therapeut*innen, die eine DGSF-zertifizierte Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen haben, erhalten eine geschützte Zertifikatsbezeichnung, etwa als Systemische*r Therapeut*in / Familientherapeut*in (DGSF) oder Systemische*r Kinder- und Jugendlichentherapeut*in (DGSF). Diese Bezeichnungen sind rechtskonform und Ausdruck einer anerkannten, qualitätsgesicherten Weiterbildung im systemisch-therapeutischen Arbeiten. Sie stellen keinen Anspruch auf heilkundliche Tätigkeit, markieren aber ein berufsbezogenes Qualifikationsprofil, das im psychosozialen Feld breite Anwendung findet und gesellschaftlich relevant ist.

Die DGSF e.V. unterstützt das Anliegen, Berufsbezeichnungen klar und transparent zu gestalten. Missverständnissen kann durch eindeutige Zusätze, wie etwa „DGSF-zertifiziert“ oder durch Hinweise auf den beruflichen Hintergrund, wirksam begegnet werden.

Eine Einschränkung von Begriffen wie „Systemischer Therapeut*in“ auf approbierte Fachkräfte würde insbesondere jene Personen benachteiligen, die aus strukturellen Gründen keinen oder erschwerten Zugang zu einer Approbationsausbildung erhalten: z.B. Berufserfahrene ohne akademischen Abschluss, marginalisierte Menschen oder Menschen mit care-Verantwortung.

Auch approbierte Psychotherapeut*innen können sich durch eine systemische Zusatzqualifikation mit DGSF-Zertifikat als Systemische Psychotherapeut*innen (DGSF) positionieren. Damit wird sichtbar, dass der systemische Ansatz sowohl innerhalb als auch außerhalb der Richtlinienpsychotherapie differenzierte und qualitativ hochwertige Anwendung findet – getragen von einem rechtlich legitimierten Hintergrund und einem gemeinsamen Verständnis, aber unterschiedlichen Zugangswegen.

Die Frage, welche Bezeichnung Fachkräfte tragen dürfen, hängt im Gesundheitswesen von Approbationen ab, so ist die Bezeichnung „Systemische Psychoherapeut*in“ und „Systemische Kinder- und Jugendpsychotherapeut*in“ gesetzlich geschützt, ohne Approbation oder einem Nachweis nach dem Heilkundegesetz darf man sich so nicht nennen.  Die Bezeichnung „Systemische Therapeutin“ und „Systemische Kinder- und Jugendlichentherapeut*in“ ist nicht gesetzlich geschützt und kann weiter verwendet werden.

Die unterschiedlichen Bezeichnungen ermöglichen die Sichtbarkeit professioneller Vielfalt, die Anerkennung unterschiedlicher Lebenswege und den Zugang zu qualifizierter psychosozialer Versorgung. Die DGSF e.V. steht weiterhin dafür, dass Systemiker*innen mit und ohne Approbation gemeinsam Verantwortung für eine professionelle, gerechte und wirksame systemische Praxis übernehmen können.

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