Fachgruppe Pflege: systemisch {pflegen – betreuen – begleiten} beraten
Herzlich willkommen bei der Fachgruppe Pflege!
In bester Gesellschaft mit anderen sozialen Berufen nahmen ab März d. J. und mit der sog. Corona-Krise und deren Systemrelevanz die Belastungen deutlich zu. Neuartige Regelwerke im Gesundheitswesen führten zu gewaltigen Herausforderungen. Die stationäre wie die ambulante Pflege, die Versorgung und die Betreuung (professioneller und familiärer Art) können nun nicht mehr ganz so einfach „übersehen“ werden. In der Krise zeigte sich, wie sehr wir gesellschaftlich und familiär abhängig sind von der Spontaneität des Einsatzes, dem grenzenlosem Einsatz (mit guten bis schlechten Schutzvorkehrungen), von dem schlichten Zupacken - trotz der gesellschaftlichen Distanzregeln - während der Pandemie. Die Berufe der Pflege und Betreuung (neben der Medizin und dem Hebammenwesen) und deren Bezugssysteme (Bewohner, Patienten, Kunden) stehen im Fokus der Fachgruppe Pflege: systemisch {pflegen - betreuen - begleiten - beraten} der DGSF.
In großer Sorge um das, was in den Pflegeeinrichtungen geschieht und erlebt und verarbeitet werden muss, lenken wir unser Augenmerk auf einige systemrelevante und äußerst systemische Aspekte dieser Krise.
Aktuelles
Gedanken zum Internationalen Tag der Pflegenden am 12.05
Was ist (uns) die Pflege der Gesellschaft wert?
Zum Tag der Pflegenden unterstreicht die DGSF-Fachgruppe Pflege: systemisch {pflegen - betreuen - begleiten - beraten} die unverzichtbaren Beiträge der Menschen in Pflegeberufen zur Aufrechterhaltung unserer Gesellschaft. Kritisch sehen wir, die eingeschränkte Wertschätzung in der gegenwärtigen Gesellschaft. Materielle Veränderungen -auch der Rahmenbedingungen und nicht symbolische Gesten sind notwendig.
Pflege sollte nicht bei „sicher-satt-sauber“ aufhören, sondern da eigentlich erst beginnen. Aktuell ist dies vielerorts trotz des unermüdlichen Engagements der Fachkräfte nicht möglich. Ob ambulant, teilstationär oder stationär – Pflege in Deutschland ist häufig demütigend (Schulz-Nieswandt 2024), sowohl für Gepflegte als auch für Pflegende.
Am Tag der Pflegenden verpflichten wir uns, diesen Aufruf zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die professionell Pflegenden an politische Entscheidungsträger*innen weiterzutragen. Dabei mangelt es nicht an zielführenden, wissenschaftlich fundierten Empfehlungen. Wir fordern dringend, insbesondere auf Seiten der politischen Akteur*innen, den Mut für eine echte Struktur- und Finanzreform der Pflegeversicherung (Rothgang 2023).
Literatur:
Rothgang, Heinz (2023): Zur Notwendigkeit einer Finanz- und Strukturreform der Pflegeversicherung. In: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, Jg. 66/5, S. 498–507. doi:10.1007/s00103-023-03695-3.
Schulz-Nieswandt, Frank (2024): Wann (wie und warum) ist eine soziale Innovation innovativ?: Rechtsphilosophische und ethische Herleitungen aus der Conditio humana. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, Jg. 57/1, S. 7–12. doi:10.1007/s00391-023-02257-1.
Die Fachgruppe Pflege verweist zudem auf das Plädoyer von Ruth Galler "Über die Kostbarkeit der Pflegeberufe" zum Tag der Pflegenden.
Systemische Impulse zum Weltfrauentag 2024 von der DGSF- Fachgruppe „systemisch {pflegen – betreuen – begleiten} beraten"
Die Fachgruppe „systemisch (pflegen – betreuen- begleiten) beraten“ macht zu diesem Anlass aufmerksam auf die besondere Situation der Frauen in pflegerischen Kontexten.
Sowohl die häuslich-familiäre Pflege (ehrenamtlich bzw. als Angehörige im Familiensystem) wie die professionelle (weil bezahlte Pflegeleistung in institutionellen Kontexten) gestalten sich nach wie vor überwiegend geschlechtsbezogen einseitig.
Der familiäre Care-Beitrag wird in Deutschland von rund 5 Mio. Menschen in deren Familiensystemen übernommen. 3 von 4 pflegenden Angehörigen sind Frauen. Sie gehen damit oftmals hohe Belastungen und prekäre Lebenslagen ein.
Für beruflich Pflegende in ambulanten, teil- und vollstationären Pflegeeinrichtungen sowie Hospizen stellen institutionelle Arbeitsbedingungen besonders hohe Anforderungen an die Vereinbarkeit von familiärer Pflege, Familie und Beruf dar. (vgl. BMG-Studie zur Zufriedenheit im Job – 2023) Rund 82 Prozent der im Juni 2022 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Pflegekräfte in Deutschland waren Frauen.
Pflege ist etwas, was die Welt braucht, weil Pflege die zarten und verletzlichen Seiten von allem was ist in den Blick nimmt.
Unsere Fachgruppe Pflege diskutiert solche Fakten und deren Auswirkungen auf die jeweiligen Pflegesysteme und das Wohlergehen aller Beteiligten. Sie setzt sich für die geschlechtergerechte Arbeit in den professionellen Pflegeberufen und den von Sorge- bzw. Pflegearbeit betroffenen Familiensystemen ein. Persönliche Zufriedenheit und eine bessere Vereinbarkeit von familiärer Pflege, professioneller Pflege und Berufstätigkeit zum Wohle aller erfordert zwingend eine wirksamere systemische gesellschaftliche Wahrnehmung, Anerkennung und nachhaltige Unterstützung der derzeit überwiegend von Frauen erbrachten Sorge- und Pflegearbeit.
Aktuelle Termine
Unsere Terminplanung für 2024 wird derzeit ausgearbeitet.
Kontaktmöglichkeit
Sprecher: Johannes Mertens, Jürgen Voß
Bei Interesse können sich gerne melden. Wir freuen uns auf Sie!: fachgruppe-pflege|at|dgsf.org
Aktivitäten in Zeiten von Corona
Zwischenruf der Fachruppe
Die DGSF-Fachgruppe Pflege: systemisch {pflegen-betreuen-begleiten} beraten hat im November 2021 einen Zwischenruf veröffentlicht.
Während der Corona-Pandemie ist noch offensichtlicher geworden, dass Anspruch und situative Wirklichkeiten der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland oft weit auseinanderklaffen. Das schreiben die Sprecherinnen der DGSF-Fachgruppe Pflege in ihrem aktuellen Zwischenruf »Es war einmal ... der ›Mensch‹ im Mittelpunkt«. Zum Wortlaut des Zwischenrufs.
Impulstext der Fachgruppe
Mit ihrem Impulstext "Mit und ohne Corona: Die Versorgung und Betreuung von alten, kranken und sterbenden Menschen auf dem Prüfstand" meldet sich die Fachgruppe in Zeiten von Corona zu Wort.
Ausgewählte Links zum Impulstext:
- Deutscher Ethikrat (2020): Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise. Ad-hoc-Empfehlung: https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Ad-hoc-Empfehlungen/deutsch/ad-hoc-empfehlung-corona-krise.pdf (Zugriff am 09.04.2020)
- DPR - Deutscher Pflegerat
- KPV - Katholischer Pflegeverband e.V.
- DBfK - Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V.
- Evangelischer Fach- und Berufsverband für Pflege und Gesundheit
- IW Köln - Institut der Deutschen Wirtschaft
Empfehlungspapier
Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) hat, u. a. in Kooperation mit der DGSF, Empfehlungen zur Unterstützung von belasteten, schwerstkranken, sterbenden und trauernden Menschen in der Corona-Pandemie aus palliativmedizinischer Perspektive veröffentlicht.
Medienbeiträge zu verwandten Themen
In der neunten Folge von "PflegeStandard", dem pflegewissenschaftlichen Podcast der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften – Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel ist ein Interview mit Karl-Josef Laumann zu hören. Laumann ist seit 2017 im Kabinett Laschet Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Inhaltlich geht es um die Rolle der Pflege, Personalmangel und die Auswirkung auf die gesundheitliche Versorgung, die überfällige Professionalisierung durch einheitliche Tarifverträge und politische Selbstverwaltung, berufliche Aufstiegschancen und die Covid-19 Pandemie. Die Podcast-Folge ist hier kostenlos abrufbar.
Klemens Hundelshausen veröffentlicht in seinem YouTube-Kanal einen Videobeitrag zum Thema Resilienz. Das Video steht dieser Seite online.
Rückblick
Am 20. November 2019 veranstaltete die Fachgruppe in Vallendar den Fachtag Präventive Hilfen und Beratung in kritischen Lebensphasen. Zu der Veranstaltung gibt es nun eine Präsentation. Hier geht es zum Veranstaltungsflyer
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