Versammlung der Allianz für Suizidprävention am 12. Oktober 2023

Deutschland braucht eine effektive Suizidprävention - Experten fordern 20 Millionen Euro

Am 12. Oktober 2023 fand im Rahmen der NaSPro-Tagung „Gesellschaft und Suizid“ die Versammlung der Allianz für Suizidprävention statt. Martina Nassenstein war als Vertreterin der DGSF vor Ort und hat einen Bericht verfasst.

Die DGSF ist bereits seit einigen Jahren Kooperationspartnerin der Allianz für Suizidprävention und unterstützt damit die Ziele des Nationalen Suizidpräventions-Programms (NaSPro) sowie die Absicht, die Suizidprävention und suizidpräventive Maßnahmen in ihrem jeweiligen Bereich zu fördern. Die aktuell 38 Kooperationspartner*innen bringen ihre Expertise und neue Entwicklungen in die Arbeitsgruppen des NaSPro ein und sind stimmberechtigt.

Am 12. Oktober 2023 fand die Wahl zur geschäftsführenden Leitung statt. Prof. Dr. Barbara Schneider (LVR Klinik Köln, Chefärztin Abteilung Abhängigkeitserkrankungen, Psychiatrie und Psychotherapie) und Prof. Dr. Reinhard Lindner (Institut Sozialwesen, Fachbereich Humanwissenschaften Universität Kassel) wurden mit einstimmigem Votum für weitere vier Jahre wiedergewählt.

Vor dem Hintergrund, dass Suizidalität ein zutiefst menschliches Geschehen und Erleben ist, dass in seiner Komplexität nie vollständig verstehbar sein wird, wurde die Bedeutung der Suizidprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und die Relevanz der jeweiligen Fachkompetenz ebenso hervorgehoben, wie die Bedeutung eines generell suizidpräventiven Klimas auf allen gesellschaftlichen Ebenen.

Die Allianz für Suizidprävention unterstützt aktuell die besonders bedeutsame Entwicklung und Herausforderung, die  Suizidprävention auch im Haushalt 2024 zu verankern. Die beinahe einstimmige Verabschiedung einer Entschließung des Bundestages und andere politische Aktivitäten haben dazu geführt, dass unter Federführung des Bundesministeriums für Gesundheit eine Nationale Suizidpräventionsstrategie vorbereitet wird. Gleichzeitig aber droht diese Initiative viel zu schwach auszufallen und die Arbeit derjenigen, die tagtäglich Suizidprävention betreiben, massiv eingeschränkt zu werden. Viele Institutionen stehen 2024 vor einer deutlichen finanziellen Verknappung oder gar dem Aus, wenn nicht eine eindeutige Förderung einsetzt. Die Vertreter*innen der Allianz für Suizidprävention verstehen darunter eine finanzielle Beförderung der Suizidprävention aus dem Bundeshaushalt für das kommende Jahr 2024 von 20 Millionen Euro. Betroffen vom Auslaufen der bisherigen Förderung ist auch das NaSPro selbst, das seine Arbeit 2024 massiv wird einschränken müssen, sofern es nicht weiter aus Bundesmitteln gefördert wird.

Viele Teilnehmende der NaSPro-Tagung und der Versammlung der Allianz (auch die Entsandte der DGSF) unterzeichneten den Kasseler Aufruf 2023 zur Suizidprävention. Seine zentralen Forderungen sind:

  • Gründung und auskömmliche Ausstattung einer zentralen Informations- und Koordinationsstelle zur Suizidprävention mit einer allzeit erreichbaren Telefonnummer, bei der Betroffene, Angehörige, Helfende und Interessierte schnell und kompetent beraten werden.
  • Damit ist untrennbar der Erhalt, Ausbau, die Vernetzung und die auskömmliche Finanzierung qualifizierter regionaler, niedrigschwelliger suizidpräventiver Angebote (inkl. Telefon- und Onlineangeboten) zu verbinden, auch für Hinterbliebene nach Suizid und Angehörige suizidaler Menschen.
  • Der Erhalt und der weitere Ausbau bestehender palliativer und hospizlicher Hilfen am Lebensende sowie von Trauerbegleitungsangeboten, als ein wichtiger Teil der Suizidprävention.
  • Die Förderung des Nationalen Suizidpräventionsprogramms als Netzwerk der Fachpersonen und Institutionen der Suizidprävention.

Bericht: Martina Nassenstein