Netzwerk Macht- und Diskriminierungskritik
Das Netzwerk Macht- und Diskriminierungskritik der DGSF stellt sich und seine Aktivitäten vor.
Aktuelle Aktivitäten und Termine
Folgende Arbeitsgruppen treffen sich regelmäßig: Queer Knoten (siehe unten), Kritisches Weißsein, Lehrende in systemischen Weiterbildungsgängen, Machtkritisch systemisch arbeiten. Wenn ihr Interesse an einer AG habt, oder euch im Orgateam des Netzwerk einbringen mögt, meldet euch gern!
Vorstellung des Netzwerkes
Das Netzwerk Macht- und Diskriminierungskritik soll interessierten Systemiker*innen einen Ort bieten, an dem sie sich in den kritischen Austausch zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen, der eigenen Eingebundenheit darin und zu den entsprechenden Auswirkungen auf die eigene Beratungshaltung und -praxis begeben können. Dabei geht es uns um eine Veränderungsperspektive für die systemische Haltung, Praxis und Theorie sowie ihre Arbeits-, Ausbildungs- und Vernetzungsstrukturen.
Wir wollen ...
- einen Ort für systemische Fachkräfte schaffen, die eigene Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen machen z.B. als queere und/oder rassifizierte Personen.
- Wir bemühen uns, mit einer sensiblen Haltung einen diskriminierungsarmen Raum ohne sexistische, rassistische, homo- oder transfeindliche, ableistische und andere Diskriminierungsformen zu gestalten.
- Zuschreibungen und Andersmachung (Othering) in systemischen Ausbildungen sichtbar machen und marginalisierte Lebensrealitäten und Identitäten sichtbarer und präsenter machen.
- einen Raum für Austausch und Vernetzung bieten mit dem Ziel, sich miteinander zu verbinden, zu verbünden, Empowermenträume zu schaffen und aus der Vereinzelung in der systemischen Welt herauszutreten.
- Macht- und Diskriminierungsverhältnisse als Querschnittsthema betrachten, das für alle relevant ist.
- systemische Ansätze mit macht- und diskriminierungskritischen Perspektiven verknüpfen.
Dazu laden wir alle interessierten Personen und Fachgruppen herzlich ein, die mit uns diese Visionen und sensible Haltung teilen wollen!
Vernetzen, Mitmachen, Gestalten
Das Netzwerk soll eine Plattform für eure Bedarfe und Interessen sein.
Meldet euch auch unabhängig der bestehenden Kleingruppen gerne bei uns Sprecher*innen:
- Wenn ihr eine Veranstaltung im Rahmen des Netzwerkes organisieren möchtet
- Wenn ihr eine weitere eine kollegiale Intervisionsgruppe im safer space aufbauen wollt
- Wenn ihr Aufrufe, Infos etc. für unseren Newsletter habt
- Wenn ihr Austausch und ggfls. Beratung zu diskriminierenden Erfahrungen in der Ausbildung sucht
Arbeitsgruppen innerhalb des Netzwerkes
Das Netzwerk bietet Raum für verschiedene Arbeitsgruppen, aktuell treffen sich folgende AGs regelmäßig:
- Queer Knoten tritt sich aktuell zwei Mal jährlich in Präsenz (derzeit in Münster) und zwei Mal jährlich online
- Gruppe für Lehrende trifft sich regelmäßig online
- Machtkritisch systemisch arbeiten Die Treffen finden alle 2 Monate online statt
- Neu gebildet hat sich die Gruppe Kritisches Weißsein, die derzeit aus zwei Personen besteht, die sich über Zuwachs freuen.
- Außerdem sind die Gruppen Kritische Männlichkeit sowie ein Space jüdische Menschen und Menschen mit jüdischer Familiengeschichte zur Zeit in Planung.
Wenn ihr Interesse haben solltet, an einer der Gruppen teilzunehmen, meldet euch gerne bei uns und wir leiten eure Anfrage an die zuständige Person weiter.
Kontakt zum Netzwerk
Bei Fragen und Interesse an einer Teilnahme im Netzwerk (die übrigens nicht an eine DGSF-Mitgliedschaft gebunden ist) wendet euch gern an folgende Ansprechpersonen:
Freyja Pe* von Rüden
Martina Masurek
Kontakt und Bestellung des Newsletters :netzwerk-macht-kritisch|at|dgsf.org
Mehr Informationen zu unserem Gründungsprozess und unserem Selbstverständnis findest du in unserem Gründungstext.
Frühere Aktivitäten
“Lehre in systemischen Weiterbildungsgängen diskriminierungssensibel und machtkritisch gestalten" - Bericht über den Fachtag der Arbeitsgruppe Machtkritisch Lehren in systemischen Weiterbildungsgängen am 1. Juli am Systemischen Institut in Kassel
Mit insgesamt 14 Personen, die gemeinsam 10 Institute und dabei vier Hochschulen vertraten, haben wir uns einen Tag lang über die Bedeutung von Macht- uns Rassismuskritik für die Lehre in systemischen Weiterbildungen ausgetauscht. Martina Masurek, Sprecherin des Netzwerks und Tanja Schwichtenberg, begrüßten alle Teilnehmenden und führten die Gruppe locker und leicht durch den Tag.
Für den Einstieg gab es zwei inhaltliche Beiträge. Zunächst präsentierte Tanja Kuhnert ein aufgezeichnetes Interview mit Helene Batemona-Abeke, Leiterin von pamoja Afrika e. V. aus Köln. Darin berichtete Helene Batemona-Abeke über die Bedeutung eines Awarenss-Konzeptes für alle Fort- und Weiterbildungsangebote und appelierte an alle Lehrenden, sich fortzubilden und in alle Veransltatungen Awarenss-Konzepte mit aufzunehmen. Als zweiten Beitrag hatte Nikola Siller Dihia Wegmann von FUMA e. V. NRW für einen Online-Vortrag zu Rassismus und die Bedeutung in der Bildungsarbeit eingeladen. Dihia Wegmann lies deutlich werden, wie tief Rassismus in unserem Gesellschaftssystem verankert ist und wie notwenidig es ist, dies in der Bildungsarbeit, in Fort-und Weiterbildung, in Beratung und Therapie zu berücksichtigen.
Nach den Beiträgen arbeiteten wir am Nachmittag in drei Arbeitsgruppen zu folgenden Themen:
1. Safer Spaces / Braver Spaces in Fort- und Weiterbildung.
2. Gute Gründe der Empörung und machtkritische Perspektiven auf systemische Grundlagen(-literatur)
3. Was kann so bleiben wie es ist und wovon können wir mehr tun?
Den Tag verbrachten wir im Systemischen Institut Kassel. Wir danken Yvonne Weber für die großzügige und herzliche Gastfreundschaft! Einig waren sich alle Teilnehmenden, dass dies ein Anfang war und es weiter gehen soll.
Alle Lehrenden die sich mit ihrer eigenen Positionierung und der Entwicklung und Reflexion einer mach- und rassismuskritischer Haltung und damit verbundener Konzepte in Lehre beschäftigen möchten, sind herzlich eingeladen an den Treffen der AG teilzunehmen.
Online-Vortrag vom 14. September 2023: Rassismuskritik in der systemischen Therapie und Beratung
Am Abend des 14. Septembers lud das Netzwerk Macht- und Diskrimierungskritik zum Online-Workshop „Rassismuskritik in der systemischen Therapie und Beratung: Was hat das mit mir zu tun?“ ein. Dabei wurde als Ergänzung zur Jahrestagung der DGSF der Fokus auf die Wirkweisen von strukturellem Rassismus und die Eingebundenheit systemischer Berater*innen und Therapeut*innen gelegt. Als Referentin konnte die systemische Familientherapeutin Kati Eloho Nowothnig gewonnen werden, die sich darauf spezialisiert hat, mit Menschen zu arbeiten, welche von Rassismus deprivilegiert werden.
Nach einer herzlichen Begrüßung durch das Netzwerk Macht- und Diskriminierungskritik gab die Referentin einen kurzen Input, in dem deutlich wurde, dass Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und somit auch die systemische Therapie und Beratung betrifft. BI_PoC (Black, Indigenous and People of Color) erfahren in diesen Settings Unverständnis, Bagatellisierung von Diskriminierung und Retraumatisierung. So wurde deutlich, dass eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Positionierung sowie Kenntnisse über die Wirkweisen von strukturellem Rassismus unerlässlich sind, wenn wir als Systemiker*innen einen sicheren Ort für alle Menschen schaffen wollen. Anhand von Beispielen erläuterte Frau Nowothnig, wie die Umsetzung einer rassismuskritischen Haltung in der systemischen Praxis gelingen kann. Danach stand Zeit für Fragen zur Verfügung und es wurden mehrere Unterräume eröffnet, in denen sich die Teilnehmenden in Kleingruppen mit Beispielsituationen aus Beratungs- und Therapiesituationen auseinandersetzen konnten. Dabei wurde auf einen (rassismus-)sensiblen Umgang miteinander geachtet, ein Safer Space für BI_PoCs und ein Raum, für DGS-nutzende Teilnehmende, angeboten. Mit einem Fazit und Appell zum rassismussensiblen Arbeiten in Beratung und Therapie von der Referentin im gemeinsamen Plenum fand der Online-Abend seinen Abschluss.
Mit 94 Anmeldungen – überwiegend von Menschen, die sich in systemischen Ausbildungsgruppen befinden – stellte die Veranstaltung ein deutliches Signal für die Etablierung einer machtkritischen Perspektive in den systemischen Diskurs dar. Herzlichen Dank für diesen wichtigen Workshop an Frau Nowothnig sowie die zahlreiche, offene und interessierte Teilnahme!
Stellungnahme zum Transsexuellengesetz im Mai 2023
Stellungnahme des Sprecher*innen-Teams aufgrund von Anfragen an das Netzwerk bezüglich einer möglichen Diskriminierung ungeimpfter Menschen
Eine Gleichsetzung des Impfstatus in Zeiten der Pandemie mit rassistischer, sexistischer, antisemitischer, trans* feindlicher, ableistischer und anderer Diskriminierung marginalisierter Gruppen sehen wir als eine Verharmlosung und Relativierung dieser historisch gewachsenen und gesamtgesellschaftlich wirksamen Machtverhältnisse an.
Es gibt in diesen Zeiten viele Menschen, die unsere solidarische Unterstützung brauchen und politische Kritik an den Arbeitsverhältnissen in sozialen und gesundheitsrelevanten Feldern sowie daran, dass viele Menschen immer noch in Zwangskontexten (Unterkünfte, Heime etc.) leben müssen und dort nicht ausreichend geschützt werden, sollte unser aller Fokus sein. Auch können bereits vor der Pandemie bestehende strukturelle Ein- und Ausschlüsse im Gesundheitssystem aktuell existentiellere Konsequenzen für Menschen haben denn je. Viele Menschen haben bereits etliche negative Erfahrungen mit sie nicht repräsentierenden und nicht für sie sensibilisierten Fachkräften gemacht und der Gang in die ärztliche Praxis oder das Impfzentrum ist eine erhebliche psychische Belastung. Menschen bekommen auch im dritten Jahr der Pandemie zu wenig Informationen in ihrer Sprache oder das tägliche Vorzeigen eines Impfnachweises und Ausweises mit dem falschen Namen bei vielen trans* Personen bedeutet ehrheblicher Minoritätenstress. Für all diese Herausforderungen im Kontext von individueller, institutioneller und struktureller Diskriminierung braucht es mehr Engagement, gerne auch im Rahmen des Netzwerks. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt entsprechend fest: "Nur wenn die Impfung wegen einer Behinderung (oder chronischen Krankheit), einer Schwangerschaft oder wegen des Alters (kleine Kinder, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt) nicht möglich ist und sich das nachteilig auswirkt, kann es sich um eine Diskriminierung im Sinne des AGG handeln." (2021). Wir bitten von weiteren E-Mails diesbezüglich an das Netzwerk abzusehen.
Die Stellungnahme des DGSF-Vorstands "Coronapolitik: Nazi-Vergleiche relativieren die Verbrechen der NS-Diktatur!" unterstützen wir.