Oberlin feiert 65. Jubiläum mit einem pädagogisch systemischen Fachtag zum Thema „Machen, was wirkt!“
Wie wirken systemische Ansätze in der Jugendhilfe – und was brauchen junge Menschen heute, um gut begleitet aufzuwachsen? Diesen Fragen widmete sich der pädagogische Fachtag am 5. Mai 2025 von Oberlin e.V. in Ulm. Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen diskutierten zentrale Wirkfaktoren, erlebten Best-Practice-Beispiele und vertieften ihre Kenntnisse in vielfältigen Workshops zu partizipativen, traumasensiblen und ressourcenorientierten Methoden.
Anlässlich seines 65. Jubiläums hat die DGSF-empfohlene Ulmer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Oberlin e. V. im Mai 2025 zu einem bunten, erkenntnisreichen und spannenden pädagogischen Fachtag eingeladen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Machen, was wirkt! – Der systemische Ansatz in der Jugendhilfe“ und brachte zahlreiche Fachkräfte aus Bildungseinrichtungen, Trägerorganisationen und verwandten pädagogischen Bereichen zusammen. Ziel des Fachtags war es, aktuelle Entwicklungen in der pädagogischen Praxis zu beleuchten, neue Impulse zu geben und den fachlichen Austausch zu fördern.
Vom Gütesiegel zur gelebten Praxis: Oberlin e. V. als Vorreiter
Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Teilnehmenden durch mehrere Grußworte willkommen geheißen. Andreas Krämer, Abteilungsleiter Soziales der Stadt Ulm, stellte die Wichtigkeit der pädagogischen Arbeit in den Vordergrund und forderte dass es für die jungen Menschen, die vermehrt von Zukunftsängsten geplagt seien, „starke und helle Orte“ geben müsse, damit sie ihren Platz in der Gesellschaft fänden. Die Grußworte von Michaela Herchenhan und Gabriele Bachem-Böse von der DGSF-Empfehlungsgruppe und das damit verbundene Wiedersehen waren eine ganz besondere Freude. Denn erst vor wenigen Monaten, im Oktober 2024, überreichten sie den Vertreterinnen des Oberlin e. V., Vorständin Kathrin Modsching und Gabriele Schwager-Gondan, Koordination systemische Einrichtung, die Urkunde zur erneuten DGSF-Empfehlung und das begehrte Gütesiegel. Oberlin ist seit 2014 als „DGSF-empfohlene systemisch-familienorientiert arbeitende Einrichtung“ ausgezeichnet. Michaela Herchenhan und Gabriele Bachem-Böse lobten den Verein für seine Vorreiterrolle, indem er systemische Ideen, wie beispielsweise die Systemische Lenkungsgruppe im eigenen Haus etabliert hat, die mittlerweile von anderen Einrichtungen nachgeahmt würde. „In der systemischen Arbeitsweise können wir alle voneinander profitieren. Das hat bereits der erneute Empfehlungsprozess gezeigt, als wir bei den Organisationen TASK FORCE und Rückenwind zu Besuch waren“, stellte Gabriele Schwager Gondan fest. Beide Einrichtungen beteiligten sich aktiv am Fachtag des Oberlin e. V. und bereicherten die Veranstaltung – neben einem spannenden Best-Practice-Beispiel der Oberlin-Mitarbeitenden – mit einem eigenen eindrucksvollen Praxisbeispiel sowie zwei faszinierenden Workshops.
Systemische Prinzipien auf dem Prüfstand – und sie bestehen
Auf die Grußworte folgte ein äußerst spannender Vortrag von Prof. Dr. Michael Macsenaere zum Thema Wirkfaktoren in der Kinder- und Jugendhilfe. Der Wissenschaftliche Direktor am Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) in Mainz ging in seiner eineinhalbstündigen Präsentation auf unterschiedliche Studienergebnisse ein. Beispielsweise kam er in einer davon zu dem Fazit, dass es eine gute Effektivität der Hilfen zur Erziehung gibt. Diese Effekte seien abhängig von zentralen, empirisch belegten Wirkfaktoren, die oft sehr unterschiedlich umgesetzt werden. In systemischen Haltungen, Konzepten und Strategien werden die Wirksamkeitsfaktoren besonders fokussiert und praxisrelevant umgesetzt. So werde durch die systemische Grundhaltung und Arbeitsweise, dazu zählen etwa Empowerment, Ressourcenorientierung und vor allem die richtige Umsetzung von Partizipation und Kooperation aller am Hilfeprozess Beteiligten, eine hohe Wirksamkeit erreicht. Die Studienergebnisse können quasi als Wasser auf systemische Mühlen bezeichnet werden.
Mitdenken, mitgestalten, mitwirken: Workshops als Raum für Perspektivenwechsel
Am Nachmittag nahmen die Anwesenden an mehreren parallel stattfindenden Workshops teil, aus denen sie vorab ihre persönliche Auswahl getroffen hatten. Die Themen waren vielfältig und praxisorientiert gestaltet, sodass für jede Fachrichtung und jedes Interesse ein passendes Angebot dabei war. In Gruppen wurde zu Themen gearbeitet wie dem Entwicklungszielkreis (ein Partizipationsmodell bei der Hilfeplanung), kollegialer Beratung, Resilienz, Umgang im Zwangskontext, traumasensibler Begleitung, der systemischen Methode "Ich-schaffs"-, sowie kunst- und impacttherapeutischen, tiergestützten, videobasierten Methoden und Modellen. Die offene Atmosphäre förderte einen intensiven Austausch und lud dazu ein, neue Perspektiven einzunehmen. Die Teilnehmenden erlebten so manche „AHA“-Momente und zeigten sich begeistert von dem abwechslungsreichen Programm, das sie gut in ihre pädagogische Arbeit integrieren können. Es war ein äußerst erkenntnisreicher Fachtag, der persönliche Begegnungen sowie den Austausch förderte und großen Anklang fand.
Über Oberlin e. V.
Oberlin e. V. ist eine Jugendhilfeeinrichtung mit mehreren Standorten in Ulm und dem Alb Donau-Kreis. Zu den vielfältigen Unterstützungs- und Hilfeangeboten des Vereins für Kinder, Jugendliche sowie deren Familien gehören unter anderem Wohngruppen, Erziehungsstellen, ambulante Hilfen und Schulsozialarbeit. Seit 2014 ist er von der „Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF)“ mit dem Qualitätssiegel „DGSF-Empfohlene Einrichtung“ ausgezeichnet.
Fotoimpressionen vom Fachtag
Das Bildmaterial wurde zur Veröffentlichung von Oberlin e. V. zur Verfügung gestellt.
Weitere Eindrücke vom Fachtag sind auch auf den Seiten von Oberlin e. V. zu finden.