Netzwerk Systemische Medizin

Das Netzwerk Systemische Medizin ist die Interessensvertretung der systemtherapeutisch orientierten Mediziner*innen. Anlass für die Gründung des Netzwerkes Systemische Medizin innerhalb der DGSF war die sozialrechtliche Anerkennung der Systemischen Therapie für Erwachsene. Durch die Aufnahme der Systemischen Therapie in die Weiterbildungsordnungen der Länder ist es nun auch jungen Mediziner*innen möglich, Systemische Therapie im Erstverfahren als Facharztweiterbildung zu wählen.

Für den Dornröschenschlaf des Netzwerkes Systemische Medizin in letzter Zeit gibt es viele Gründe. Diese alle aufzuzählen scheint mir im Moment wenig Sinn zu machen. Es kommt heute darauf an einen kurzen Rückblick, aber vor allem einen Ausblick zu wagen.

Systemische Stimme in der ärztlichen Psychotherapie sichern

Das Netzwerk wurde vor einigen Jahren gegründet, weil nur so die Möglichkeit bestand, Mitglied in der ständigen Konferenz der ärztlichen Psychotherapieverbände (StäKo) zu werden. Dort können ausschließlich klar definierte Mediziner*innenverbünde aufgenommen werden. Seit etwa fünf Jahren vertreten wir als DGSF-Ärzt*innenverbund die systemische Perspektive in der Medizin. Damit dies so bleibt und wir unser Mitspracherecht in der Entwicklung der medizinischen Psychotherapielandschaft sichern können, ist es wichtig, dass der „Mediziner*innenverbund der DGSF“ weiterhin besteht.

Im Rahmen dieses Verbundes läuft derzeit eine wichtige Diskussion darüber, ob die bisher vorgeschriebene Balint-Gruppe in der ärztlichen Psychotherapieausbildung im Rahmen der Facharztweiterbildung durch ein verhaltenstherapeutisches oder systemisches Pendant ersetzt werden kann. Auf verhaltenstherapeutischer Seite wurde der Vorschlag der IFA (Interdisziplinäre FallArbeit) eingebracht, systemisch könnte sich der Begriff SPR (Systemische ProzessReflexion) etablieren. Zwischen der DGSF und der Systemischen Gesellschaft (SG) findet dazu ein intensiver Austausch statt. Ein gemeinsamer Antrag der DGSF und der Deutschen Ärztlichen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DÄVT) soll bei der nächsten Sitzung der StäKo diskutiert und abgestimmt werden.

Auch wenn dies nach außen hin vielleicht nur eine kleine Angelegenheit zu sein scheint, halte ich es für wichtig, gerade in der ärztlichen Psychotherapie deutlich zu machen, dass „das Systemische“ eigene Inhalte und Formen benötigt, um sich von anderen Psychotherapieschulen abzugrenzen.

Zurück ins Blickfeld: Die Rolle der Medizin in der DGSF stärken

Die Medizin hat in der Geschichte der DGSF stets eine bedeutende Rolle gespielt – nicht zuletzt durch die engagierte Mitarbeit von Mediziner*innen im Vorstand. In der aktuellen Struktur der DGSF hingegen ist sie kaum noch sichtbar. Anders als etwa die Fachgruppen sind die Netzwerke, einschließlich des Netzwerkes Systemische Medizin, im Organigramm der DGSF bislang nicht wirklich abgebildet. Dabei liegt gerade hier eine wichtige Zukunftsaufgabe: Die Medizin ist ein zentraler und unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems – und das weit über die psychotherapeutischen Fachbereiche hinaus.

Systemisch ja – aber bitte mit Haltung

Der Austausch mit systemischen Vertreter*innen im In- und Ausland zeigt: Vor allem der lösungsorientierte Ansatz der systemischen Haltung findet zunehmend Anklang – auch in somatischen Fachgebieten. Gleichzeitig führt genau dieser Erfolg mancherorts dazu, dass der lösungsorientierte Zugang in der medizinischen Organisationsentwicklung und im Coaching auf eine bloße Methode reduziert wird. Er wird als Technik verstanden – nicht als Haltung. Diese Entwicklung ist in Deutschland schon länger zu beobachten. Oft steht dabei die Optimierung von Funktionalität in Krankenhäusern, Praxen oder im Gesundheitssystem insgesamt im Vordergrund. Wesentliche Aspekte systemischer Arbeit wie gegenseitiger Respekt, die Würdigung bestehender Lösungen oder die Einbeziehung aller Beteiligten drohen dabei verloren zu gehen.

Orientierung schaffen für systemisch interessierte Mediziner*innen

Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich des Mediziner*innenverbundes innerhalb der DGSF besteht darin, Orientierung zu bieten: Viele Kolleg*innen, die sich im Rahmen ihres Medizinstudiums oder ihrer Facharztweiterbildung für eine systemische Qualifizierung interessieren, sind nach wie vor verunsichert. Denn die Ärztekammern in den Bundesländern gehen sehr unterschiedlich damit um, Regelungen zu entwickeln oder Möglichkeiten umzusetzen.

Es tut sich an der einen oder anderen Stelle etwas, weshalb es wichtig bleibt, als Ansprechpartner für potentielle Kandidat*innen zur Verfügung zu stehen. Um Gesellschaftlich mit gutem Beispiel voranzugehen, scheint mir die Kooperation mit unserem Schwesterverband SG ganz wichtig, damit die Interessent*innen nicht auch noch durch unterschiedliche Informationen seitens der systemischen Verbände verwirrt werden.

Dieser Aufgabenbereich ist im Rahmen einer One-Man- oder One-Woman-Show nicht zu stemmen. Daher braucht es dringend wieder eine größere medizinische Präsenz innerhalb der DGSF.

Sichtbarkeit durch Vernetzung stärken

Neben den bisherigen drei Aufgabenschwerpunkten gibt es einen weiteren: Sichtbarkeit schaffen – zum Beispiel durch verbandsinterne Veranstaltungen. Einzelne Fachgruppen, wie etwa die Fachgruppe Kinder- und Jugendpsychotherapie und -psychiatrie, vertreten medizinische Perspektiven bereits. Gleichzeitig gäbe es Potenzial, weitere Fachgruppen einzubeziehen. Erste Überlegungen in diese Richtung wurden bereits bei der letzten Videokonferenz der genannten Fachgruppe angestoßen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Sascha Probst und Persis Watson-Gamp für ihren unermüdlichen Einsatz und das schöne Jahresprogramm, das sie zusammengestellt haben!

Außerdem würde ich gerne gemeinsam überlegen, ob wir in der Arbeit unseres Netzwerks nicht auch die Krankenhauspflege und weitere medizinische Berufsgruppen stärker einbeziehen sollten.

Gemäß dem Motto „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ möchte ich hiermit herzlich einladen, die Belange der Medizin innerhalb unseres Verbandes mitzugestalten. Wir kommen auf euch zu!

Filip Caby

Kontakt zum Netzwerk Systemische Medizin

Interessierte (angehende) Mediziner*innen sind herzlich eingeladen, sich beim Netzwerk zu melden und sich in der DGSF zu vernetzen!

Ansprechperson: Filip Caby
Kontakt: netzwerk-medizin|at|dgsf.org