Gefühlvoll systemisch – Jahrestagung in Magdeburg
Musik zur Einstimmung auf die Vorträge und eine vielversprechende Atmosphäre in sonst eher abschreckenden Messehallen. Simply Emotional – Simply Systemic war passend das Motto der DGSF-Jahrestagung 2015 vom 24. bis 26. September in Magdeburg, veranstaltet vom dortigen Institut ISFT. Und das schöne Wetter war ein weiterer Wohlfühlfaktor bei dieser Tagung in Magdeburgs grünen Elbauen. Es trug dazu bei, dass auch „Workshops im Grünen“ oder „Methoden to go“ gelingen konnten.
Es war wieder eine große Tagung: rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, acht Vorträge, rund 60 Workshops, mehr als 20 Foren und fast 20 Veranstaltungen der DGSF-Fachgruppen. Nach herzlicher Begrüßung durch den sachsen-anhaltischen Minister für Arbeit und Soziales Norbert Bischoff sowie durch Simone Borris stellvertretend für den Oberbürgermeister blickten DGSF-Vorsitzender Enno Hermans und Michael Fähnrich vom Vorstand der Systemischen Gesellschaft zurück auf die Entwicklung der Systemischen Verbände. Die emotionskargen Diskurse der Anfangszeit seien überwunden, die anstehende Tagung zeige, dass der kompetente Umgang mit Gefühlen ein Erfolgsfaktor systemischer Therapie und Beratung sei.
DGSF-Vorsitzender Enno Hermans sprach Grußworte (Foto: Ivo Petzold)
Rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten die Tagung (Foto: Ivo Petzold)
Hauptvorträge am Donnerstag und Freitag
Die Hauptvorträge begannen mit dem Philosophen Wilhelm Schmid: „Dem Leben Sinn geben“. Ruhig und bedacht fokussierte er auf die Liebe als wesentlichen Faktor aller Sinnfragen. Der zweite Hauptvortrag von Matthias Varga von Kibed war dann schon einer der Tagungshöhepunkte beginnend mit einer Enttäuschung: Er ist nicht da, befindet sich in den USA und wird via Skype übertragen. Nach wenigen Minuten war vergessen, dass er nicht im Raum ist, seine beeindruckende Präsenz war auch durch Skype nicht zu reduzieren. Es gelang ihm virtuos, komplexe Zusammenhänge logisch verdichtet darzustellen, Verbindungen herzustellen zwischen Gefühl und Sprache, und letztlich die Haltung als wesentliches Element therapeutischer Arbeit herauszustellen. Am Abend folgte dann der Vortrag des prominenten DDR-Bürgerrechtlers und Theologen Friedrich Schorlemmer. Sein redegewandter Beitrag über Gier und Glück schwankte zwischen philosophischem Gedankenspiel, beißendem Politkabarett, Philippika auf die noch nicht bewältigte DDR und Predigt angereichert mit humanistischer Bildung – seine Radikalität, seine Idee vom „richtigen Handeln“ beeindruckten jedenfalls.
Der Philosoph Wilhelm Schmid mit seinem Vortrag "Dem Leben Sinn geben" (Foto: Ivo Petzold)
Der Freitag begann, wieder nach musikalischer Einstimmung, mit Gunther Schmidt: Er weist auf die vorwiegend kognitive Tradition der systemischen Therapie und Beratung hin. In seinem Vortrag „Körper und Gefühle als Vertragspartner im systemischen Raum“ zeigt er wie immer virtuos, wie Techniken und Interventionsmodelle für alle Sinne genutzt werden können. Am Freitagnachmittag folgte dann der Vortrag von Carmen Beilfuss, der zusammen mit Gunthard Weber vorgesehen war und der leider krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte. Carmen Beilfuss verstand es, ihn in wertschätzender und bewundernder Weise anwesend scheinen zu lassen.
Tagungsfest in wunderbarem Ambiente auf der Festung Mark
Für das Tagungsfest am Freitagabend hatten das Team des ISFT ein wunderbares Ambiente ausgesucht: die Festung Mark – und der Kongress tanzte in die Nacht. Mit dem Tagungsfest feierte das ISFT auch sein 25-jähriges Bestehen – die DGSF konnte im Rahmen der Tagung ihr 15-jähriges begehen: Fast auf den Tag genau 15 Jahre zuvor, bei der letzten DAF-Tagung (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Familientherapie) vom 20. bis 23. September 2000 in Berlin, wurde die DGSF gegründet.
Auf der Festung Mark wurde bis in die späten Stunden gefeiert (Foto: Ivo Petzold)
Tagungsfest mit Feuerwerk am Freitagabend (Foto: Ivo Petzold)
Weitere Höhepunkte am Samstag
Am Samstag folgten dann weitere Höhepunkte: Eia Asen sprach über „mentalisierungs-inspiriertes“ Arbeiten mit Familien und präsentierte in seinem „Manual“ gewohnt witzig eine „Notfall-Rosarote-Brille“ für die Paartherapie … Den Tagungsabschluss vor „Emotions to go“ bildeten die Vorträge von Tom Hegemann zusammen mit Christina Achner über Achtsamkeit in der Arbeit mit Jugendlichen und von Rüdiger Retzlaff über die affektive Rahmung therapeutischer Prozesse.
Eia Asens Vortrag war einer der Höhepunkte am Tagungssamstag (Foto: DGSF)
Das Veranstaltungsprogramm fand großen Zuspruch (Foto: DGSF)
Bericht: CP, bs
Zum Tagungsbericht von Julia Strecker.
Eine Bildergalerie mit zahlreichen Eindrücken der Veranstaltung stellt das ISFT auf seiner Onlinepräsenz zur Verfügung.
Lassen Sie die Jahrestagung mit diesem kurzen Filmbeitrag des ISFT noch einmal Revue passieren.