Kinofilm "Es geht um Luis"
Es geht um Luis: Ein Film von Lucia Chiarla. Ab 23. Januar 2025 nur im Kino. Alle Informationen sowie eine Filmrezension von Mitgliedern der DGSF-Fachgruppe Systemische Kinder- und Jugendhilfe + weiterführende Informationen zum Thema Mobbing gibt es hier.
Inhalt
Constanze und Jens sind ein Team, ein Paar, Eltern, und vor allem sind sie eins: hart arbeitende Menschen. Zwischen Nachtfahrten im Taxi und Wochenendschichten im Büro halten sie ihr Leben gerade so irgendwie aufrecht, treffen sich für kurze Besprechungen in Jens‘ Taxi und schieben ihren Sohn Luis hin und her.
Bis eines Tages ein Anruf von der Schule ihre Routine durcheinander bringt: Luis wird gemobbt. Der Grund ist sein geliebter Einhorn-Rucksack. Der Schuldirektor rät den Eltern, einen neuen zu kaufen, doch ein Umtausch kommt für Luis nicht in Frage.
Die Situation verschärft sich und das Taxi wird zu einer Art Boxring, einem Mikrokosmos, in dem die Eltern elementare Fragen austragen: Soll der Sohn sich anpassen oder sich durchsetzen, auch wenn dies bedeutet, dass Luis im Fokus der Aufmerksamkeit bleibt?
Constanze und Jens wollen beide ihrem Sohn gerecht werden, können aber nur auf Schnellschüsse zurückgreifen, statt wirklich für ihn da zu sein. Zu groß ist der Druck, Geld zu verdienen und arbeiten zu müssen, zu knapp ist die Zeit, die man sich füreinander nehmen kann. Während Luis in der Schule weiterhin gedemütigt und geschlagen wird und schlussendlich selbst vom Opfer zum Täter wird, droht die Beziehung des Paares unter dem Druck des Alltags in einer Spirale aus Vorwürfen, Schuldgefühlen und hilflosen Versuchen, den Sohn zu beschützen.
Weitere Informationen sowie ein Interview mit der Regisseurin
Der Film feierte seine Weltpremiere beim Zürich Film Festival 2024 und wurde für das Goldene Auge als Bester internationaler Film nominiert, ebenso wurde er in den internationalen Wettbewerb Progressive Cinema beim Festa del Cinema di Roma eingeladen
Filmrezension
Verbandsmitglieder der Fachgruppe Kinder- und Jugendhilfe erhielten die Gelegenheit, den Film bereits vor Kinostart zu sehen und - vor ihrem Hintergrund als systemische Expert*innen - zu rezensieren.
Worum geht es?
Das Filmdrama „Es geht um Luis“ von der Regisseurin Lucia Chiarla dokumentiert das Thema Mobbing aus der Perspektive der beiden Eltern Constanze und Jens. Jens fährt Taxi, in einer Zeit, in der die etablierten Unternehmen zunehmend der Konkurrenz durch App-gelenkte Mitfahrgelegenheiten ausgesetzt sind und Constanze befindet sich als Architektin in einer befristeten Anstellung und leistet unbezahlte Überstunden. Das Leben der Eltern ist bereits von Stress gezeichnet. Dann - und damit startet der Film - ist es das Einhorn auf dem Schulrucksack, welches zunächst Ausgrenzung, dann physische Gewalt für den Sohn Luis bedeutet, dessen Individualität für Schule, Mitschüler:innen und schlussendlich auch die Eltern, mit ihren individuellen Wertevorstellungen, zum Problem eskaliert.
Systemische Perspektiven
Für Systemiker:innen gibt es nicht ‚die eine‘ Wirklichkeitsbeschreibung, denn systemisch bedeutet Vielfalt in den Sichtweisen, Deutungen und Lösungsideen. Daher haben wir uns dazu entschieden, zwei mögliche Perspektiven auf die Handlung anzubieten.
Der Titel „Es geht um Luis“ lässt sich als Mahnung verstehen, denn in den folgenden ca. 90 Minuten wird es um vieles gehen, aber nur selten um Luis als Person. Der Film macht seinen Titelhelden bewusst unsichtbar, indem der 10-jährige Junge, der in der Schule - vordergründig wegen eines Einhorn-Rucksacks - Mobbing erlebt, an keiner Stelle selbst in Erscheinung tritt. Er ist lediglich vereinzelt als Stimme am Telefon zu hören. Ein Symbol für das, was sich auf kommunikativer Ebene wie ein roter Faden durchzieht: Es wird über statt mit Luis gesprochen, sein Verhalten von außen bewertet und Lösungsversuche unternommen, die an keiner Stelle gemeinsam erarbeitet oder auch nur rückgekoppelt werden. Luis als selbstgesteuertes Individuum ist kaum wahrnehmbar und ebenso wenig die anderen am Mobbingsystem beteiligten jungen Menschen.
Weder das Telefonat mit dem Direktor, noch der Kauf eines neuen Rucksacks können der sich immer weiter zuspitzenden Gewaltdynamik ein Ende setzen. Als dysfunktional lassen sich die eher kraftlos wirkenden Lösungsversuche der Erwachsenen verstehen, sie erscheinen isoliert und ungeeignet, eine Veränderung des problematischen Musters in der Schulklasse herbeizuführen; sie sind schlichtweg nicht anschlussfähig an das sich zeigende Problem.
Die beiden Elternteile kämpfen parallel mit vielen anderen Herausforderungen, das zeigt der Film eindrücklich. In dieser Konstellation ist die Verschiebung der Verantwortung auf den Betroffenen ein willkommenes Mittel zur Komplexitätsreduktion: Nicht mehr die Menschenrechtsverletzungen an Luis (systematische Abwertung, psychische und physische Gewalt) sind das zentrale Problem, sondern Luis selbst und sein Rucksack mit dem Einhorn. Luis muss sich nur anpassen, dann verschwindet das Problem. Die Mutter bringt es auf den Punkt: „Da draußen gilt nun mal die Meinung der Mehrheit.“
Die Eltern haben grundsätzlich gute Absichten, sie wollen ihr Kind schützen, doch es gelingt nicht. Das Schulsystem, hier vertreten durch den Schulleiter und die Klassenlehrerin, machen der Familie indes Druck, statt zielführend an einer konstruktiven Lösung zu arbeiten.
Aber was hätten die Beteiligten anders machen können? Aus systemischer Perspektive führt der Weg zur Problemlösung über ein fragendes Verstehen und eine klare Idee davon, was am Ende einer Intervention stehen soll. Hierzu bedarf es eines In-Kontakt-Tretens mit den Betroffenen. Es muss mit den jungen Menschen selbst über das, was in der Schulklasse passiert, gesprochen werden; am besten mit Unterstützung von Fachkräften, die sich thematisch auskennen und solch komplexe Prozesse moderieren können. Wenn die Schule selbst das nicht leisten kann, ist sie aufgefordert, sich Unterstützung von außen zu organisieren. Sämtliche Interventionen sollten darauf gerichtet sein, das Klima innerhalb der Schulklasse positiv zu beeinflussen und besonders: die Gewalt zu beenden. Man hätte sich die Frage stellen müssen, wann und wie genau die Gewalt auftritt und wie an diesen Stellen sinnvoll Schutz gewährleistet werden kann, während parallel am Klassenklima gearbeitet wird. Verschiedene Schulen machen diesbezüglich gute Erfahrungen mit dem Einbezug von Schüler:innen, die z.B. zu ‚Buddys‘ oder ’Pausenengeln‘ ausgebildet werden, um Strukturen von Ausgrenzung und Gewalt aus der Peergroup selbst heraus bearbeiten zu können. Diesbezüglich ist das Schulsystem in der Verantwortung, die Ressourcen hierfür zu aktivieren.
Gleichzeitig – und das ist bei Gewaltstrukturen von besonderer Bedeutung – braucht es eine klare, gemeinsam getragene Haltung aller Beteiligten, dass Gewalt nicht geduldet wird. Diese ist hier offenkundig brüchig, Gewalt wird als Teil der Normalität verstanden. So gibt der Schulleiter den Eltern zu verstehen: „Schulkinder können ganz schön gemein sein“ und die Großmutter, eine Lehrerin im Ruhestand, verkündet: „Mobbing ist der kapitalistischen Gesellschaft inhärent“. Solche Haltungen machen ohnmächtig. Sie verkennen, dass Mobbingstrukturen sehr wohl mittels gezielter Konzepte konstruktiv verändert werden können (Informationen zu entsprechenden Konzepten haben wir unter dem Punkt 'weiterführende Hinweise' zusammengetragen). Wichtig ist auch, dass die Eltern bei ihrem Kind und dessen Bedürfnissen bleiben und es in seiner Not ernst nehmen. Luis erhält von seinen Eltern hingegen problematische Doppelbotschaften, die sich zwischen ‚Du musst Dich durchsetzen‘ und ‚Du muss Dich anpassen‘ bewegen. Beide Forderungen sind für ihn nicht umsetzbar.
Das Einhorn ist ein Symbol für Ermächtigung, Mut und Autonomie. Der Film zeigt eindrücklich die Brüchigkeit dieser Werte, wenn in Systemen keine Ideen dazu existieren, wie man sie auf der Haltungs- und Handlungsebene gezielt gegen Gewaltstrukturen in Stellung bringt.
Systemische Perspektive II
Handelte es sich hier nicht um einen Film, sondern um einen ‚Fall‘, kämen Systemiker:innen im Rahmen einer Fallberatung voll auf ihre Kosten. In der Beschreibung (aus Sicht der Drehbuchautorin), tauchten in einer strukturellen Darstellung - nehmen wir mal eine Aufstellung mit Holzfiguren - unbedingt zuerst die Eltern auf, die als Paar zu Beginn der Fallgeschichte einen sehr harmonischen Eindruck machen. Die Beziehung weist Zuwendung und Stabilität auf, das Paar scheint sich emotional nah zu stehen, was man in der kleinen Skulptur gut daran sähe, dass sich die Holzfiguren nah beieinander befinden. Mit Blickkontakt. Zur Familie gehört der 10-jährige Luis, den stellen wir mit auf, natürlich in die Nähe der Eltern. Mutter, Vater, Kind. Eine ‚normale‘ Familie. Die Eltern sind in ihre beruflichen Kontexte sehr eingebunden und engagiert, arbeiten viel, müssen sich gut absprechen, um ihren Familienalltag bewältigen zu können, die Oma unterstützt tatkräftig. Die beruflichen Herausforderungen beider Eltern sind sehr verschieden. Sie arbeitet viel, buhlt um Anerkennung, bzw. den großen Durchbruch als Architektin. Er kämpft energisch an gegen billige Konkurrenz im Taxigeschäft.
Als der Anruf von der Schule kommt, wird bekannt, dass Luis dort Schwierigkeiten hat. Er wird von Mitschüler:innen gemieden und gemobbt, wird in dieser Fallgeschichte zum Symptomträger der Familie. Das ‚Symptom‘ ist ein lilafarbener Rucksack mit einem Glitzer-Einhorn.
In die fantasierte Aufstellung fügen wir den Schuldirektor, stellvertretend für die Schule ein. Er legt den Eltern nahe, dass es besser wäre, dem Jungen einen anderen Rucksack zu kaufen. Die Eltern haben zu dieser Lösungsidee sehr unterschiedliche Sichtweisen. Die Mutter ist geneigt, den Rat anzunehmen, um die identifizierte Ursache für das Mobbing zu beseitigen. Der Vater ist strikt dagegen, denn Luis soll lernen, sich durchzusetzen. Die Elternbeziehung entwickelt eine neue Dynamik. Mutter und Vater geraten in heftige Auseinandersetzungen über ihre unterschiedlichen Sichtweisen. Das könnte mit den Holzfiguren durch Distanz dargestellt werden bzw. mit Verlust des Blickkontaktes. Luis geht weiter zur Schule, das Mobbing nimmt an Dramatik zu. Über den Jungen erfahren wir in der Fallbeschreibung wenig. Er sei fantasievoll. Dass er in Not ist, wird deutlich in Telefonaten mit dem Vater, der ihm gut zuredet. Auch die auf Appetitlosigkeit oder Bauchweh hindeutende, nahezu unberührte Brotdose des Jungen vermittelt den Teilnehmenden der fantasierten Fallberatung einen Eindruck über das Ausmaß der psychischen Belastung von Luis. Sichtbar wird der Junge nicht. Es wird über ihn gesprochen. Wir können ihn in der Aufstellung mit einem Tuch abdecken. Im Verlauf tritt eine wissende Schulpsychologin auf, deren Einschätzung deutlich macht, dass Luis sich nicht ‚normal‘ verhält. Er müsse lernen, sich anzupassen. Die Mutter ist davon schwer irritiert und verzweifelt über das empfundene Elternversagen. Der Vater entwickelt sehr energische Lösungsideen, spielt mit dem Gedanken, die Polizei auf die eine oder andere Art zu involvieren. Diese stellen wir der Vollständigkeit halber als staatliche Institution auch mit auf.
Dieser ‚Fall‘ verdeutlicht, mit welcher Komplexität hier umzugehen ist. Es gibt verschiedene Akteur:innen mit ganz unterschiedlichen Ideen, Aufträgen und Erwartungen. Wir können mit der Lupe schauen, die Komplexität reduzieren und sehen Eltern, die in Bezug auf ihren Sohn in einen Konflikt geraten zwischen dem empfundenen Anpassungsdruck und dem Wunsch der Förderung der Individualität von Luis. Gleichzeitig haben sie ihr Alltagsleben zu organisieren, die Arbeit ist existenzsichernd. Der Direktor hingegen vertritt die Idee, dass die Eltern in der Pflicht sind zu handeln. Die stattfindende Gewalt wird nicht entsprechend sanktioniert. Das Besonders-Sein des Jungen hat an der Schule keinen Platz. Ihm wird mit der Schulpsychologin entsprochen, die Luis davon ‚therapieren‘ soll. In der Aufstellung könnte ‚die Verantwortung‘ symbolisch auftauchen. Sie hätte keinen festen Platz, die Beteiligten schöben sie sich gegenseitig zu. Das braucht Energie und führt dazu, dass Luis immer mehr aus dem Blickfeld der Erwachsenen gerät und von ihren Lösungsideen nicht profitiert. Teilnehmende der Fallberatung würden fragen: Wo ist die Schulsozialarbeiterin, wo das Jugendamt?
Zum Glück ist das ja nur ein Film!? Im echten Leben säßen natürlich alle Beteiligten an einem Tisch. Sie würden ihre Sichtweisen teilen, sich beraten und: sie würden das Kind einbeziehen. Sie würden mit ihm sprechen, es fragen, was es denkt, was es will. Täter und Opfer, (um das sich natürlich auch gekümmert würde), würden getrennt. Die Familie würde sich für einen unterstützenden Prozess in einer Beratungsstelle entscheiden, um das Erlebte zu thematisieren. An der Schule würde eine taffe Schulsozialarbeiterin eingestellt, natürlich unbefristet, und ein Anti-Mobbing-Projekt gestartet, über das in der Tageszeitung berichtet würde. Hierauf würden die Macher:innen einer Talkshow aufmerksam, die landesweit ausgestrahlt würde, weswegen Menschen vielerorts auf die Straße gingen und für die Akzeptanz von Andersartigkeit und Individualität demonstrierten. Sie trügen Plakate, auf denen Einhörner zu sehen sind.
Fazit
Der Film lenkt die Aufmerksamkeit auf das Thema Mobbing und dokumentiert damit korrelierende gesellschaftliche Zustände, ohne dabei den Anspruch zu haben, funktionale Lösungsansätze für Betroffene zu bieten. Vielmehr werden gesamtgesellschaftliche Probleme anhand des kleinsten gesellschaftlichen Systems, der Familie, veranschaulicht. Gesellschaftlich systemimmanente Machtstrukturen und Gewaltdynamiken werden familiären und institutionellen Verantwortungsstrukturen und Beziehungsdynamiken gegenübergestellt. Es findet sich keine Beschreibung von Ansätzen, wie Gewaltdynamiken erfolgreich unterbrochen werden können. Dies verleitet zu einem Mitschwingen mit der dargestellten elterlichen Ohnmacht.
„Es geht um Luis" bietet spannenden Gesprächsstoff zu einem zentralen, gesellschaftlich relevanten Thema und bietet gleichzeitig wenig hilfreiche Anregungen für betroffene Familien. Er beschreibt fast schon klischeehaft eine typische Problemtrance, allerdings ohne Ansätze, sich daraus befreien zu können. Er zeichnet ein hoffnungsloses Bild ohne Perspektiven für betroffene Kinder/Jugendliche und deren Eltern. Etablierte präventive und gleichermaßen bekannte wie hilfreiche Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfesysteme werden nicht benannt. Das dramatische Ende des Films scheint damit unausweichlich.
Empfehlenswert ist der Film aus unserer Sicht für alle Menschen, die gerne weiterführend die Entwicklungen und Wechselwirkungen gesellschaftlicher Systeme diskutieren möchten, von Familiensystemen, über Fachkräfte bis hin zu mobbenden Staatsoberhäuptern. Nicht empfehlenswert halten wir ihn für betroffene Familien, die sich Hoffnung oder Trost erhoffen.
Wir teilen als Rezensionsgruppe miteinander u.a. die Hypothese, dass der Film vorrangig zur Diskussion anregen möchte. Aus unserer Perspektive, und unter Berücksichtigung unseres lebendigen Diskurses über den Stoff, ist dies den Verantwortlichen sehr gut gelungen.
Für alle, die sich fachlichen Input zum Thema Mobbing aus systemischer Sicht wünschen, haben wir im Folgenden einige Hinweise zusammengetragen.
Für die Fachgruppe systemische Kinder- und Jugendhilfe
Kai Rahmacher, Andy Krüßel, Laura Stach, Jule Thermann
Weiterführende Hinweise zum Thema Mobbing
Für alle vom Thema Mobbing direkt oder indirekt Betroffenen sowie interessierte Eltern und Fachkräfte möchten wir auf die folgenden Informationen bzw. Publikationen hinweisen:
Die Schulministerien veröffentlichen auf ihren Seiten jeweils Hinweise zu Beratungsangeboten und Handlungsmöglichkeiten bei auftretenden Mobbingfällen an Schulen. Das Schulministerium NRW zum Beispiel unter: https://www.schulministerium.nrw/schule-kein-ort-fuer-mobbing
Das Systemischen Konfliktmanagement (SKM) ist ein spezielles Konzept zur gezielten Bearbeitung von Mobbingfällen an Schulen. Anregungen zur Arbeit mit dem SKM liefert die Broschüre „Was tun bei (Cyber)Mobbing? Systemische Intervention und Prävention in der Schule", die in Zusammenarbeit von der EU-Initiative Klicksafe (www.klicksafe.de) und dem Präventions- und Fortbildungsprogramm Konflikt-KULTUR (www.konflikt-kultur.de) herausgegeben wird. Sie ist kostenlos online abrufbar unter: https://www.klicksafe.de/materialien/was-tun-bei-cybermobbing. Die Initiative Klicksafe bietet auch Fortbildungsveranstaltungen für Fachkräfte zum Thema (Cyber)Mobbing an.
Holger Wyrwa legt mit dem Ansatz „Pro Mensch – kontra Mobbing“[1] ein weiteres systemisches Konzept zur Prävention und Intervention bei Mobbing in Schulen vor. Der Ansatz richtet den Blick auf die Personen, die wegsehen und unterstützen, um so den aktiv Mobbenden die Aufmerksamkeit zu entziehen. Dabei kommen systemische Methoden, wie z.B. zirkuläre Fragen und Skulpturen zum Einsatz, mit dem Ziel, ein neues, von Mobbingstrukturen befreites, System aufzubauen. Das Programm soll Lehrkräfte dabei unterstützen, Mobbing vorzubeugen, bei bereits eingetretenen Fällen zielgerichtet zu intervenieren und Betroffene nachhaltig zu unterstützen.
Wer mit Kindern im Kita- oder Grundschulalter über das Thema Mobbing ins Gespräch kommen möchte (privat oder im Einrichtungskontext), kann auf das Buch „Stine verstummt"[2] zurückgreifen. Das Buch macht die Auswirkungen von Mobbing spürbar und bietet Anregungen, wie sich das häufig in der Folge eintretende Schweigen überwinden lässt. Zum ansprechend bebilderten Kinderbuch gehört ein 20-seitiges fachdidaktisches Begleitheft mit ausführlichen Informationen zu Mobbing und Anregungen zur Erarbeitung des Themas, das sich an Eltern und pädagogische Fachkräfte richtet.
Die Kraft der Präsenz in Haltung und Handlung wird in Form der „Neuen Autorität“ bereits an einigen Schulen in Deutschland angewendet. Die Abkehr von Gewalt und Machtmissbrauch wird beispielsweise an der Wedding Schule in Berlin praktiziert (https://www.wedding-schule.de/haltung-und-werte). Als Grundlage dient das Buch „Neue Autorität in der Schule"[3].
[1] Wyrwa, H. (2016). Pro Mensch - kontra Mobbing. Ein systemisches Interventionsprogramm für Schulen. Heidelberg: Carl Auer.
[2] Jegodtka, R., Luitjens, P. (2022). Stine verstummt. Mobbing ist kein Kinderspiel. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
[3] Lemme, M., Körner, B. (2022). Neue Autorität in der Schule. Präsenz und Beziehung im Schulalltag. Heidelberg: Carl Auer.
Weitere Informationen zur Fachgruppe Kinder- und Jugendhilfe