Ambulante Erziehungshilfen
Hier finden sich Informationen zu Ambulanten Erziehungshilfen mit dem Schwerpunkt „Aufsuchende Erziehungshilfen in Familien“
Qualitätsoffensive „Ambulante Hilfen zur Erziehung“
Die ambulanten Hilfen zur Erziehung sind in den vergangenen Jahren immer mehr ins Abseits der Hilfen zur Erziehung und der fachpolitischen Aufmerksamkeit geraten. Die kontextuellen Bedingungen für Fachkräfte verschlechtern sich und sind häufig abhängig von der Finanzkraft einer Kommune. Aktuelle bundesweite Studien zur Qualität der Arbeit in den Familien liegen nicht vor und das, obwohl ambulante Hilfen in der Regel verpflichtend vor Unterbringungen von Kindern durchgeführt werden müssen. Ein Mitgliedsbeschluss aus 2020 gibt uns den Auftrag, uns auf verschiedenen Ebenen für eine Qualifizierung der ambulanten Hilfen unter Einbezug der Politik einzusetzen. Ziel der „Q-Offensive“, zu der auch die DGSF-Studie zur Evaluation ambulanter Hilfen zur Erziehung (ASUEVA) gehört, ist eine Sensibilisierung der Fachöffentlichkeit für den Zusammenhang von Qualität und Wirksamkeit zu erreichen, perspektivisch eine Verbesserung der kontextuellen Bedingungen von Fachkräften herbeizuführen und damit einhergehend eine Verbesserung der Qualität der Arbeit mit den Familien.
Seit dem 19. April 2021 fanden mehrere Runde Tische zur Beteiligung an dem Prozess statt. Anmeldungen gerne per E-Mail an: averbeck@dgsf.org. Die Qualitätsoffensive umfasst neben der Studie, Veröffentlichungen, Fachtagungen sowie politische Diskussionsformate.
Koordinierungsgruppe der Qualitätsoffensive und fachliche Organisatorinnen der Veranstaltungen (mit technischer Unterstützung der transfer Agentur der Katholischen Hochschule Köln, Tristan Steinberger und Stefan Post): Dr. Marie-Luise Conen, Prof. Dr. Silvia Hamacher, Dr. Julia Hille und Birgit Averbeck
Mitgliederversammlung beschließt am 4. Oktober 2024 Qualitätskriterien zur Praxis der „Aufsuchenden Familientherapie“ und „Sozialpädagogische Familienhilfe“ (AFT und SPFH)
Aufsuchende Erziehungshilfen in Familien leisten einen zentralen Beitrag im Rahmen der Jugendhilfe in Deutschland. Sie sind bestrebt, die meist mehrfach massiv belasteten Familien in prekären Lebenslagen im Blick auf ihre unmittelbaren Bedarfe dahingehend zu unterstützen, dass den Kindern ein gutes Aufwachsen in ihren Familien gelingt.
Aber: Vielerorts bestehen erhebliche Diskrepanzen zwischen den hohen Erwartungen einerseits und dem Mangel an Ausstattung dieser Hilfen in Leistungsvolumen (z. B. bewilligte Stunden pro Hilfe) und in finanzieller Hinsicht (z. B. Höhe der Leistungsentgelte), so dass diese nicht oder nur eingeschränkt ihrer Aufgabe/Funktion nachkommen können. So ist u. a. der Anteil von Hilfen mit einem wöchentlichen Stundenumfang von weniger als 5 Stunden in den letzten Jahren deutlich angestiegen und die Aushandlungen von Leistung, Qualität und Entgelt finden häufig nicht auf Augenhöhe zwischen gleichberechtigten Verhandlungspartner*innen statt.
Einheitliche fachliche und kontextuelle Qualitätskriterien für die aufsuchenden Erziehungshilfen in Familien gibt es nicht. Auf Bundesebene hat der Gesetzgeber den verbindlichen Abschluss der Vereinbarungen zu Leistung, Qualität und Entgelten nicht geregelt. Auf der Landesebene gibt es in vielen Bundesländern keine landesweit geltenden Rahmenvereinbarungen im Bereich der aufsuchenden Hilfen zur Erziehung.
Gleichwohl ist Grundlage einer qualifizierten Leistungserbringung eine Finanzierung, die ein wirtschaftliches Arbeiten der Leistungserbringenden ermöglicht. Mit den jetzt im Rahmen der Mitgliederversammlung der DGSF am 4. Oktober in Köln beschlossenen Qualitätskriterien will die DGSF zu einer notwendigen Etablierung bundeseinheitlicher Qualitätsstandards für die Aufsuchende Familientherapie (AFT) und der systemisch-orientierten sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH) beitragen. Die DGSF versteht die dort aufgeführten systemischen Haltungen und Methoden als Grundlage von Qualität der aufsuchenden Leistungen. Die Rahmenbedingungen beschreiben (Mindest-)Standards und können von systemisch qualifizierten Fachkräften auch für Entgeltverhandlungen mit Auftraggeber*innen genutzt werden.
Foto von links nach recht: Silvia Hamacher, Laura Stach, Tatjana Maingardt, Marie-Luise Conen, Martina Helmes, Birgit Averbeck und Julia Hille
Positionspapier zur Situation der ambulanten Erziehungshilfen
„Hingeschaut“
Ziel ambulanter Hilfen zur Erziehung ist es, Familien dabei zu unterstützen, ihr Leben gelingend zu gestalten und Kindeswohlgefährdungen möglichst zu verhindern. In den vergangenen Jahren nehmen die Meldungen von Kindeswohlgefährdungen stetig zu. Sie stehen in einem Zusammenhang mit einem Ausbau von ambulanten Erziehungshilfen. Problematisch ist, dass es dabei in der Praxis meist eher zu einer Erhöhung der Fälle pro Fachkraft und einer massiven Reduzierung von Stundenkontingenten kommt, statt die aufsuchende Arbeit finanziell adäquat auszustatten. Verbindliche Qualitätsstandards für aufsuchende Hilfen und aktuelle Studien zu kontextuellen Bedingungen von Wirksamkeit ambulanter Erziehungshilfen gibt es nicht. All das führt in der Praxis vielfach zu einer problemaufrechterhaltenden Dynamik in den Familien, der wiederum mit staatlichen Interventionen begegnet wird und der Eindruck entsteht: „Ambulante Hilfen wirken nicht!“
Das Positionspapier „Hingeschaut“ als ein Meilenstein der DGSF-Qualitätsoffensive für die ambulanten Erziehungshilfen greift die Reaktionen der Jugendhilfe auf gesellschaftliche Entwicklungen auf, beschreibt die Wechselwirkungen von strukturellen kommunalen Rahmungen auf die (Nicht-)Beteiligung von Eltern, geht auf die sich wandelnden Rollen von Eltern und Fachkräften im Hilfe- und Kooperationskontext ein, beschreibt die Anforderungen an die ambulanten Hilfen zur Erziehung und appelliert an die politischen Verantwortungen zum Handeln. Das Positionspapier wurde im September 2022 an politische Gremien auf Landes- und Bundesebene und an die Fachöffentlichkeit weitergeleitet.
Fachtag am 10. März 2025
Online-Fachtag am 10. März 2025 im Rahmen eines Qualitätsaufrufes der DGSF für die ambulanten Erziehungshilfen in Familien:
Hingeschaut! Helfen Hilfen? Eltern, Kinder, Jugendliche in den aufsuchenden Erziehungshilfen in Familien
In der Reihe „Hingeschaut“ veranstaltet die Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF e.V.) seit 2022 jährliche Fachtage zu verschiedenen Perspektiven und Handlungsbedarfen in den aufsuchenden Erziehungshilfen in Familien. Am 10.03.2025 findet der 4. Fachtag statt, im Fokus steht in diesem Jahr die Perspektive der Familien auf Fachkräfte und Hilfen.
Was an den Hilfen erleben Eltern und junge Menschen hilfreich und was nicht? Wie werden sie mit ihren Sichtweisen, Interessen und Wünsche beteiligt und welche Chancen entstehen, wenn die Erfahrungen und Ideen der Familien in die Weiterentwicklung der Qualität der aufsuchenden Erziehungshilfen einbezogen werden?
Es wird ein kritischer Blick auf eine manualisiert angewandte Bindungstheorie gerichtet und der Frage nachgegangen, was Fachkräfte tun können, um Eltern wirklich zu stärken. Dabei wird auch auf ein Praxisentwicklungsprojekt zur Selbstorganisation von Eltern in den erzieherischen Hilfen Bezug genommen und erste Zwischenergebnisse der ASUEVA-Studie (Aufsuchende- Familienhilfe-Evaluation) vorgestellt. Eltern und junge Menschen mit Erfahrungen mit aufsuchenden Erziehungshilfen sind bei der Veranstaltung willkommen!
Weitere Informationen, das Programm und die Anmeldemöglichkeit finden Sie unter https://www.erklaerstudio.de/hingeschaut2025
Anmeldungen sind ab sofort möglich. Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Fachtag am 26.02.2024
Hingeschaut: Aufsuchende erzieherische Hilfen und Jugendämter
Am 26. Februar 2024 versammelten sich über 300 Teilnehmende aus Wissenschaft und Praxis zum dritten Fachtag in der Reihe „Hingeschaut“. In diesem Jahr wurden die System- und Handlungslogiken des Arbeitsfeldes „Jugendamt“ in der Ausgestaltung der Aufsuchenden Erzieherischen Hilfen beleuchtet.
Die Fachtagung ist eine Online-Veranstaltung im Rahmen eines politischen und fachlichen Qualitätsaufrufs für die ambulanten aufsuchenden Erziehungshilfen in Familien. Sie wird durchgeführt von der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e.V. (DGSF) in Zusammenarbeit mit der Transferagentur der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen.
Dabei interessierte die Veranstaltenden und Teilnehmenden die Innen-Sicht und die Außen-Sicht ausgehend von den Aufgaben der Jugendämter im Rahmen der aufsuchenden erzieherischen Hilfen einschließlich der Kooperation mit den durchführenden ambulanten Hilfeträgern. Im Rahmen der Veranstaltung, die von Birgit Averbeck (DGSF) moderiert wurde, diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam mit den Referent*innen unter anderem Fragen nach dem Umgang mit immer höher werdenden Fallzahlen, Aufgabenzuwachs und Fachkräftemangel. Die damit verbundenen Arbeitsstrukturen wurden zusätzlich aus verschiedenen fachlichen Perspektiven kritisch-konstruktiv betrachtet.
Nach der Begrüßung und Einrahmung der Veranstaltung durch Dr. Julia Hille (DGSF) und Tristan Steinberger (Transferagentur) startete der Fachtag mit einem Vortrag von Barbara Richters und Prof. Dr. Holger Ziegler mit dem Thema „Administrative Vorgaben und praktische Schwerpunktsetzungen in den aufsuchenden Hilfen zu Erziehung – Macht systemisches Arbeiten einen Unterschied?“. Darauf aufbauend folgte ein Input mit hohem Praxisbezug von Kerstin Kubusch-Piesk zum Thema „Zwischen Herausforderungen und Chancen: Die Perspektive des Jugendamtes auf die aktuelle Situation der aufsuchenden Erziehungshilfen“. Im Anschluss an den Input starteten die Teilnehmenden in über 20 Breakout-Sessions zur Diskussion und Reflexion der Vorträge. Am Nachmittag rundete Hans-Georg Weigel den fachlichen Input mit ab. Er beleuchtete die „Aufsuchende erzieherische Hilfen – im Spannungsverhältnis von öffentlichem und freiem Träger“.
Aufbauend auf den bisherigen Inhalten begaben sich die Teilnehmenden im dritten Veranstaltungsteil in Workshops zum Thema „Das Jugendamt und ich“. Hier stand neben dem Austausch über die Situation vor Ort eine Diskussion über notwenige strukturelle Änderungen zur Qualitätssicherung in den aufsuchenden Erziehungshilfen im Fokus. Da die Entwicklung und Durchsetzung von Qualität in der Arbeit der aufsuchenden Erziehungshilfen in Familien nur in einer guten Zusammenarbeit von Jugendämtern, freien Trägern und der Politik gelingen kann, wurden in den Workshops zielführende Optionen eigenen Handelns erarbeitet.
Zum Abschluss der Veranstaltung folgte eine virtuelle Podiumsdiskussion, bei der unter anderem auch Prof.in Dr.in Silvia Hamacher aus der Abteilung Aachen die Workshopinhalte in das Gespräch einbrachte. Wie auch in den letzten Jahren schloss die Fachtagung mit dem „Reflecting Team - Und nu‘?! Jugendämter und freie Träger - wie kann das gehen?“. Ziel war wie auch in den letzten Jahren die Sicherung der Tagungsinhalte und der Ausblick auf die daraufhin folgenden nächsten Schritte.
Das Team des Fachtages - bestehend aus Birgit Averbeck, Dr. Marie-Luise Conen, Prof. Dr. Silvia Hamacher, Dr. Julia Hille, Tristan Steinberger und dem Team der Transferagentur - ist sich im Nachgang der Veranstaltung sicher, dass die „3. Hingeschaut“ -Veranstaltung mit dem Fokus auf die Hilfeadressaten nicht das letzte „Hingeschaut“ sein wird. Am 10. März 2025 geht die Veranstaltungsreihe weiter.
Tagungsmaterialien: https://www.s-inn.net/veranstaltungen/hingeschaut
Fachtag am 24. April 2023 mit Fokus auf den Freien Träger
Hingeschaut: Merk-würdige Rahmenbedingungen in den aufsuchenden Hilfen zur Erziehung Was sollte sich verbessern – was sollte gesichert werden?
Der Fokus der Veranstaltung lag 2023 bei den Freien Trägern. Freie Träger der aufsuchenden Erziehungshilfen sind mit vielfältigsten strukturellen und inhaltlichen Vorgaben und Anforderungen konfrontiert, die ihnen eine eigene qualitätsvolle Ausrichtung ihrer Arbeit - an den Bedarfen der Familien orientiert - zunehmend erschweren.
Seitens der Fachkräfte fällt auf, dass seit langem weder ein höherer und notwendiger Organisationsgrad noch eine angemessene verbandliche Repräsentation von Fachkräften der aufsuchenden Erziehungshilfen erreicht werden konnte. Die Mitarbeiter:innen selbst sind hoch motiviert und zeigen eine starke berufliche Identifikation in ihrer Arbeit mit Familien in schwierigen Lebenssituationen, aber die Rahmenbedingungen in den aufsuchenden Erziehungshilfen erschweren es ihnen zunehmend, die notwendige und erwünschte Qualität zu erbringen und damit einer Deprofessionalisierung der aufsuchenden Erziehungshilfen entgegenzuwirken.
Zusätzlich werden sie häufig noch mit einem Mangel an struktureller Anerkennung und Wertschätzung konfrontiert, was neben den schwierigen Arbeitsbedingungen (Arbeitszeiten, unklare Finanzierung von Fahrzeiten, Fehlbesuchen und Dokumentationen, Aufträge über immer mehr Familien mit immer weniger Fachleistungsstunden, uam.) auf die Dauer zu Überforderung und Selbstausbeutung führt. Viele Fachkräfte verlassen darum bedauerlicherweise diese Arbeitsfelder.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde zunächst ein wissenschaftlicher Blick geworfen: Wie geht es der aufsuchenden Familienhilfe: empirische Einblicke in den Stand der bundesweiten Studie "Aufsuchende-Familienhilfen-Evaluation" (ASUEVA) der Universität Bielefeld. Dann wurde auf verschiedenen Ebenen der Frage nachgegangen, inwiefern eigene Anteile wie z.B. Konkurrenz, Kooperationsprobleme oder nicht erfolgende Zusammenschlüsse mit anderen Trägern die Entwicklungen eventuell beeinflussen und was wir selbst konstruktiv auch unter schwierigen strukturellen Bedingungen ändern können. Da die Entwicklung und Durchsetzung von Standards in Qualität, Personalausstattung und Finanzierung vor allem in einem Zusammenschluss von Trägern und Fachkräften erfolgen kann, wurden gemeinsam mit den Teilnehmenden u.a. in Workshops Handlungsoptionen erarbeitet werden.
Tagungsmaterialien: https://www.s-inn.net/veranstaltungen/hingeschaut-merkwuerdige-rahmenbedingungen
Fachtagung am 7. März 2022
„Ist den ambulanten Erziehungshilfen noch zu helfen? Perspektiven und Qualitätsanforderungen“
Eine digitale Bestandsaufnahme zu den Ambulanten Erziehungshilfen in Familie. Mit über 450 Teilnehmenden, Vorträgen von Dr. Marie-Luise Conen, Prof. Dr. Klaus Wolf und Prof. Dr. Holger Ziegler und einem World Café war die Tagung ein voller Erfolg. Die Vorträge und Grußworte sind bis Ende abrufbar unter: https://www.s-inn.net/veranstaltungen/ist-den-ambulanten-erziehungshilfen-noch-zu-helfen .
- Präsentation: Ergebnissicherung des Worldcafés, 7. März 2022
- Meldung vom 24. März 2022: Ambulante Erziehungshilfen: Vorträge der Fachtagung veröffentlicht
- Meldung vom 17. Januar 2022: Fachtagung: Ist den ambulanten Erziehungshilfen noch zu helfen?
- Weitere Informationen (Website der Veranstaltung mit Programm und Audio-/Videoaufnahmen)