Kooperation mit Neue Narrative
DGSF bringt systemische Perspektive ins New Work Glossar
Ziel des Fachbereichs Arbeitswelt – Supervision, Coaching, Mediation und Organisationsentwicklung ist es, den systemischen Blick in der Arbeitswelt umfänglich bekannt zu machen, sodass seine besondere Qualität wahrgenommen wird, er als Interventionsansatz akzeptiert, anerkannt und angewendet wird. Hierfür hat die DGSF seit Januar 2025 die Patinnenschaft für den Begriff „Systemische Organisationsentwicklung“ im New Work Glossar von Neue Narrative übernommen.
Neue Narrative beschäftigt sich mit der Frage, wie Arbeit und Wirtschaft in Zukunft aussehen werden. Sie entwickeln Produkte, die dabei helfen sollen, Organisationen wirksam zu verändern. Dazu gehören das Magazin Neue Narrative, die Tool-Plattform 9 Spaces, die Audio-Training workwhile und das New Work Glossar. Neue Narrative beschreiben sich selbst als „Prototypen für den Verlag der Zukunft“ und arbeiten regenerativ, unabhängig und selbstorganisiert.
DGSF-Mitglieder erhalten einen Rabatt auf die Tool-Plattform 9 Spaces. Mehr Informationen hierfür gibt es im Mitgliederbereich.
- Link zum New Work Glossar mit dem Beitrag der DGSF: https://newworkglossar.de/was-ist-systemische-organisationsentwicklung/
Was ist systemische Organisationsentwicklung?
Anlässlich der Patenschaft im New Work Glossar von Neue Narrative haben wir DGSF-Mitglieder zu ihrem Verständnis von systemischer Organisationsentwicklung befragt.
Was bedeutet für dich systemische Organisationsberatung / Organisationsentwicklung, Astrid Hochbahn?
Systemische Organisationsberatung bedeutet für mich, eine Organisation in ihrer Komplexität zu betrachten. Das bedeutet u.a. in den Blick zu nehmen:
* was wird von den handelnden Akteuren als Ziel beschrieben und was passiert wirklich
* was wird als Problem wahrgenommen und was als gewollte Lösungen beschrieben
* wie sind die Wechselwirkungen zwischen der organisationellen Verfasstheit – der Aufbau- und Ablauforganisation – und den realen Handlungen
Systemische Organisationsberatung ist für mich ein gemeinsamer Prozess mit den Menschen in der Organisation – und keine Expertenberatung von außen. Es gibt keine Lösungen von der Stange. Es gilt erstmal herauszufinden, wo steht die Organisation, wo will sie hin und an welchen Schrauben kann sie drehen, um ihren Zielen näherzukommen. Und dann gilt es gemeinsam zu schauen, ob die intendierten Effekte auch wirklich eintreten. Systeme reagieren nicht alle gleich. Wie ein System auf eine Intervention reagieren wird, ist nicht determiniert. Natürlich ist es hilfreich, Ideen über Organisationen zu haben – aber das sind Hypothesen und Ideen über mögliche Muster. Kein gültiges Expertenwissen, was immer greift.
Was ist für dich "der Kern" des Systemischen?
Der „Kern“ des Systemischen ist für mich ein konstruktivistischer Blick auf das, was ich vorfinde, wenn ich einer Organisation begegne: Es gilt, die Erzählungen, die Problembeschreibungen, die Strukturen usw. als Konstrukt zu begreifen, das prinzipiell veränderbar ist – und gemeinsam mit den Beteiligten nach Konstruktionen und Erzählungen zu suchen, die anschlussfähig und hilfreich sind.
Systemisch unterwegs sein, heißt für mich, dass ich wie eine Ethnologin fremdes Terrain erforsche, als Nicht-Expertin. Gerade mein fremder Blick ermöglicht es, Muster zu sehen, die den Menschen in der Organisation gar nicht bewusst sind, weil sie so vertraut sind – bzw. Zusammenhänge zu erschließen, die nicht sichtbar sind, wenn man mittendrin steckt. Die eigene(n) Kultur(en) in der Organisation sind das Vertraute – und gerade deshalb nicht bewusst. Sie werden erst deutlich durch die Konfrontation mit dem Fremden – und damit der Erkenntnis, dass die Dinge auch ganz anders gestaltet werden können.
Was ist systemische OE NICHT? Was unterscheidet das Systemische von anderen Beratungsansätzen?
Auf dem Coaching-/Management-Markt sind viele Akteure mit Ratschlägen und Konzepten unterwegs, die einfache, eindeutige Lösungen versprechen und damit verführerische Sicherheit versprechen. Sie suggerieren: Buch uns und wir sagen dir, was du tun musst, damit es läuft. Denn wir wissen, wie es geht. Suggeriert wird, dass durch bestimmte Maßnahmen auf Mitarbeitende direkt Einfluss genommen werden kann. Leider funktionieren Menschen in Organisationen nicht wie ein physikalischer Regelkreis, wo sich der „Erfolg“, die Wirkung des eigenen Tuns berechenbar vorhersagen lässt. Systeme sind von außen nicht direkt instruierbar.
So herausfordernd das für Beratende – und Führungskräfte – sein mag. Einfache Lösungen von außen klingen zwar gut, die Wahrscheinlichkeit, dass sie funktionieren ist leider nicht hoch. Es geht darum, sich auf den vielleicht mühsamen, aber erfolgversprechenderen Weg zu begeben, mit den handelnden Personen gemeinsam Perspektiven zu erforschen und daraufhin zu untersuchen, inwieweit sie dem entsprechen, wohin sich die Beteiligten bewegen wollen.
Was ist der Nutzen systemischer OE?
Der Nutzen systemischer Organisationsentwicklung liegt m.E. darin, dass auch die Führungskräfte IN der Organisation gestärkt werden. Denn auch sie laufen ansonsten Gefahr, zu glauben, dass es einfache Lösungen geben könnte, die sie einfach nur noch nicht kennen. Systemische OE nimmt die Stakeholder einer Organisation ernst und begleitet sie dabei, eigene Lösungen anzustreben. Sie bleiben Expert*innen in eigener Sache.
Systemische Organisationsentwicklung nimmt die Akteure im Unternehmen als Organisator*innen der eigenen Wirklichkeit ernst – durch den gemeinsamen Reflektionsprozess entsteht mehr Wissen und Meta-Realität bei den Menschen im Unternehmen. Es werden Austausch- und Kommunikationsprozesse angestoßen, die über die Beratung hinaus wirksam sind.
Beratende begleiten eine Organisation nur eine gewisse Zeit. Nicht von ungefähr sind klassische Unternehmensberatungen, die durch eine Organisation rauschen, neue Konzepte auf dem Reißbrett entwerfen und dann wieder verschwinden von Mitarbeitenden gefürchtet. Die Organisation muss mit den Effekten weiterleben. Deshalb ist es wichtig, dass eine Organisation Gelegenheit hat, sich aus sich selbst heraus zu verändern und Mitarbeitende mitgenommen werden. Erst dann besteht die Chance auf nachhaltige Veränderung.
What are the patterns that connect? Worin besteht der Zusammenhang von systemischer OE, systemischer Beratung, Therapie und systemischer Sozialarbeit?
Alle Formate haben eine ähnliche Ausgangsbasis: eine ressourcenorientierte, konstruktivistische Haltung, die Klient*innen/Kund*innen als Expert*innen ernstnimmt, einen methodischen Werkzeug-Kasten – in Möglichkeitsräumen zu denken, Konstruktionen bildlich-visuell zu untersuchen und damit „begreifbar“ zu machen, lösungsorientiert zu denken und das „Wunder“ als Ausstieg aus einer Problemtrance zu nutzen – und generell Menschen sehr ernst zu nehmen und nicht nur als „Homo oeconomicus“ zu versachlichen, sondern als denkende UND fühlende Wesen zu begreifen. Ein solch nicht-mechanistischer Blick tut auch der systemischen OE gut, denn auch in Unternehmen haben wir es mit denkenden UND fühlenden Menschen zu tun, die eigene Ziele und Wünsche verfolgen.
Meiner Erfahrung nach schulen Beratungs- und therapeutische Weiterbildungen Kompetenzen, die auch für die systemische Organisationsentwicklung nützlich sind:
* sie richten den Fokus auf Zusammenhänge und Mustererkennung und lehren Hypothesen zu bilden – ohne sich gleichzeitig allzusehr in sie zu verlieben
* sie nehmen gelebte Kultur und Vergangenheit von Menschen ernst – und auch Organisationen haben eine eigene Kultur, die durch ihre Vergangenheit geprägt ist
* sie lehren Menschen als Teil von Systemen zu sehen und in komplexen Wechselwirkungen zu denken – ein Blick, der auch für Organisationen hilfreich ist
Wozu ist es sinnvoll, sich in der DGSF gemeinsam zu organisieren?
Der gemeinsame Austausch – über alle Formate hinweg – ist fruchtbar zur Theoriebildung und gegenseitigen Unterstützung. Außerdem wäre es wichtig, im Bereich arbeitsweltlicher Beratung viel deutlicher zu machen, was eine systemisch fundierte Perspektive leisten kann – und was der Unterschied zu anderen Coachingformaten ist. Das passiert m.E. leider noch viel zu wenig. Es gibt in der DGSF viele Menschen mit einer hohe Expertise im arbeitsweltlichen OE- und Coaching-Bereich – dies wird außen leider viel zu wenig wahrgenommen.
Astrid Hochbahn ist Soziologin M.A., Systemische Beraterin/Therapeutin/Coach/Supervisorin/Paarberaterin, Lehrende für Supervision/Coaching/Beratung/Therapie und Autorin mehrerer Fachbücher. Sie ist Sprecherin des Netzwerks systemischer Freiberufler*innen in der DGSF – www.astrid-hochbahn.de
Was bedeutet für dich systemische Organisationsberatung / Organisationsentwicklung, Sandra Brauer?
Systemische Organisationsentwicklung ist für mich die Begleitung von Veränderungsprozessen in Organisationen basierend auf systemischen Grundsätzen. Systemische Organisationsentwicklung bedeutet für mich, Organisationen als lebendige, dynamische Systeme zu betrachten, die aus vielfältigen, miteinander vernetzten Elementen bestehen – wie Menschen, Rollen, Strukturen, Kulturen und Kommunikationsprozesse.
Vor allem geht es bei systemischer OE nicht darum, „Probleme zu lösen“, sondern gemeinsam mit den Beteiligten neue Perspektive, Handlungsoptionen zu entwickeln und Muster zu ergründen.
Was ist für dich "der Kern" des Systemischen?
Für mich stellen folgende Systemische Grundsätze, Werte und Prinzipien den Kern des Systemischen dar:
- Selbstverantwortung/Selbstwirksamkeit aktivieren
- Ressourcenorientierung (Das Gute sehen): Der Fokus liegt auf dem, was bereits funktioniert oder möglich ist, nicht nur auf Defiziten.
- Lösungsorientierung (an Veränderung glauben)
- Zirkuläres Denken: Probleme und Lösungen werden als Teil eines Wechselspiels im Gesamtsystem verstanden.
- Partizipation und Selbstorganisation: Veränderung geschieht nicht „von außen“, sondern wird durch Beteiligung von innen heraus angestoßen. Sämtliche Akteur:innen werden mit einbezogen.
- Beratung auf Augenhöhe: Berater:innen verstehen sich nicht als Expert:innen mit fertigen Lösungen, sondern als Prozessbegleiter:innen.
Systemisch ist für mich vor allem, die gute Absicht, das Gute im vermeintlich Schlechten erkennen zu wollen und das System, welches begleitet wird, zu stärken und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Was ist systemische OE NICHT? Was unterscheidet das Systemische von anderen Beratungsansätzen?
Wir gehen in der Systemischen OE davon aus, dass schlichte Ursache-Wirkung-Erklärungen nicht hilfreich sind, sondern fragen:
- Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den verschiedenen Akteuren?
- Welche impliziten Regeln, Werte oder Überzeugungen beeinflussen das Handeln der Beteiligten?
- Welche Muster wiederholen sich – und wozu sind diese (vielleicht unbewusst) nützlich?
- Wie kann Veränderung möglich gemacht werden, ohne Widerstand zu erzeugen oder das bestehende Gute zu gefährden.
Vor allem verhält sich der/die Beratende nicht als Heilsbringer, Expert*in und meint zu wissen, was die Lösung ist, sondern agiert auf Augenhöhe und versucht gemeinsam mit den Beteiligten aus ihnen selbst heraus eine Lösung zu erarbeiten.
Was ist der Nutzen systemischer OE?
Nicht die schnelle Lösung hervorbringen, sondern nachhaltige Veränderungen möglich machen - von innen heraus und im Einklang mit den realen Dynamiken einer Organisation.
Ganzheitlicher Blick auf Veränderung: Systemische OE betrachtet nicht nur Strukturen oder Prozesse isoliert, sondern bezieht Beziehungen, Kommunikationsmuster, Kultur, Führung und Kontext mit ein. So können Ursachen für Herausforderungen besser verstanden und tragfähige Lösungen entwickelt werden.
Stärkung von Selbststeuerung und Eigenverantwortung: Statt Abhängigkeiten zu schaffen, fördert systemische OE Reflexion, Lernen und Selbstorganisation innerhalb der Organisation. Das steigert die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft – besonders in komplexen oder unsicheren Zeiten.
Verbesserte Zusammenarbeit und Kommunikation: Durch systemische Dialogformate, Klärung von Rollen und Erwartungen sowie das Sichtbarmachen verdeckter Dynamiken werden Missverständnisse reduziert, Konflikte bearbeitet und die Zusammenarbeit gestärkt.
Reflexionsfähigkeit als Schlüsselkompetenz: Organisationen lernen, ihre eigenen Muster zu erkennen, zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Diese Metakompetenz (sich selbst beobachten und verändern zu können) ist zentral für langfristige Resilienz und Entwicklungsfähigkeit.
Passgenaue, kontextsensible Lösungen: Systemische OE liefert keine Patentrezepte, sondern unterstützt Organisationen darin, ihre eigenen Lösungen zu finden – abgestimmt auf ihre Kultur, Geschichte, Ziele und Ressourcen.
Erhöhte Wirksamkeit von Veränderungsprozessen: Weil systemische OE Betroffene aktiv einbindet, Sinn und Orientierung schafft und Dynamiken berücksichtigt, ist die Akzeptanz und Nachhaltigkeit von Veränderung eher gegeben als bei klassischen Top-down-Ansätzen.
What are the patterns that connect? Worin besteht der Zusammenhang von systemischer OE, systemischer Beratung, Therapie und systemischer Sozialarbeit?
Der Systemische Gedanke und die Haltung ziehen sich durch alle Bereiche. Unsere Systemischen Werte einen uns.
Systemische Organisationsentwicklung verbindet Menschen, Strukturen und Dynamiken – und betrachtet Organisationen als lebendige Systeme. Ob in Therapie, Beratung oder systemischer Sozialarbeit: Systemisches Denken erkennt Muster, schafft neue Perspektiven und fördert Selbstorganisation statt Steuerung von außen. Der gemeinsame Nenner? Vor allem das Vertrauen in die Fähigkeit von Systemen, sich selbst weiterzuentwickeln.
Wozu ist es sinnvoll, sich in der DGSF gemeinsam zu organisieren?
Sich in der DGSF gemeinsam zu organisieren, unterstützt die Qualität unserer Arbeit und trägt zur Professionalisierung bei. Gemeinsam können wir uns weiterentwickeln und voneinander lernen und zudem für unsere Werte eintreten. Wir erhalten durch die Ethik-Richtlinien Orientierung und werden durch Zugehörigkeit zu einem qualitätsgesicherten Verbund in unserem Handeln bestärkt.
Sandra Brauer ist Diplom-Kauffrau (FH), Systemische Beraterin (DGSF), Stressmanagement-Trainerin und Prozessbegleiterin in der digitalen Transformation. Sie hat einen Lehrauftrag an der FOM Hochschule Hamburg, ist Inhaberin des Systemischen Netzwerks und Autorin im Junfermann Verlag und bei Sinnsucher. Die Schwepunkte ihrer Arbeit sind das Coaching von Einzelpersonen und Teams, Change Management und die Vermittlung digital-sozialer Kompetenzen - www.sandrabrauer.de
Was bedeutet für dich systemische Organisationsberatung / Organisationsentwicklung, Maurice Malten?
Also, für mich ist systemische OE so wie das gemeinsame Aufräumen in einem Keller, den man lange nur noch von außen kannte. Es riecht vielleicht etwas modrig, die Lichtschalter kennt keiner mehr so richtig, aber irgendwo da drin liegen auch Schätze.Ich bringe keine Lösungen mit, sondern eher Fragen, Hypothesen, Spiegel. Systemische OE heißt für mich auch: gemeinsam ein Bild entwickeln, wie Organisation ‘Sinn’ organisiert – und wie sie sich dabei manchmal selbst blockiert.
Ich bringe Neugier mit, ein gutes Ohr und ein paar Taschenlampen. Und dann schau ich mit den Leuten zusammen, was da alles ist – an Beziehungen, an unausgesprochenen Regeln, an Dingen, die gut laufen und solchen, über die man lieber nicht spricht. Ich helfe eher beim Hinsehen und Sortieren, weniger beim „sagen, wo’s langgeht“. Veränderung, die von innen kommt, hält meist länger – und fühlt sich besser an. Manchmal staube ich in diesem Keller beim Begehen mit ein. Dann untersuchen wir gemeinsam, was für Partikel ich abbekommen habe und woher sie aus dem System kommen.
Was ist für dich “der Kern” des Systemischen?
Der Kern? Hmm… Wenn ich’s runterbrechen müsste, würd ich sagen: Nicht gleich wissen, sondern neugierig bleiben. Also nicht gleich ’ne Lösung aus der Tasche ziehen, sondern erst mal gucken, wie hier alles zusammenhängt. Wer beeinflusst wen? Welche Geschichte erzählen sich die Leute über ihre Probleme? Und vor allem: Was würde passieren, wenn wir diese Geschichte mal umdrehen? Im Kern bin ich auch manchmal kernig, in dem ich in den Prozessen auch meine Bewegungen und Beobachtungen zurückmelde. Im Kern heißt systemisch für mich auch: Ich bin nie neutral. Ich wirke immer mit – und das mache ich transparent. Die Kunst liegt darin, sich selbst als Beobachter:in mitzudenken, ohne sich in den Vordergrund zu stellen.
Was ist systemische OE NICHT? Was unterscheidet das Systemische von anderen Beratungsansätzen?
Systemische OE ist für mich kein Feuerwehr-Einsatz mit fertigen Rezepten. Ich komm nicht rein, wedel mit PowerPoint und erklär allen, wie’s geht, auch wenn das anfangs so erwartet wird (irgendwie trotz mehrfacher Benennung der Vorgehensweise J) Sondern ich hör zu, frag nach und helfe den Leuten, sich selbst wieder klarer zu sehen. Das unterscheidet’s halt von vielen klassischen Beratungsansätzen, wo von außen “die Lösung” kommt. Systemisch heißt für mich: mit den Menschen arbeiten, nicht über sie hinweg. Und diese Beziehungsarbeit ist nicht immer weich. Es heißt: strukturiert mit Unsicherheit umgehen. Die Dynamik des Systems ist der Co-Consultant – und wir brauchen Klarheit, damit wir sie halten können.
Was ist der Nutzen systemischer OE?
Wenn’s gut läuft, fühlen sich die Leute nach so ’nem Prozess nicht nur verstanden, sondern auch ermutigt. Die kriegen wieder Luft, sehen Optionen, entdecken Ressourcen, die sie vorher gar nicht mehr auf dem Schirm hatten. Nützliche systemische OE bringt sowohl Klarheit als auch Struktur im Kopf: Wer darf was entscheiden? Was darf (nicht) gesagt werden? Was passiert mit abweichenden Stimmen? – Das sind oft die heimlichen Stellschrauben der Veränderung.
What are the patterns that connect? Worin besteht der Zusammenhang von systemischer OE, systemischer Beratung, Therapie und systemischer Sozialarbeit?
Ich seh das wie ’ne Familie mit verschiedenen Geschwistern: Die systemische Therapie, OE, Beratung und Sozialarbeit – die sprechen alle die gleiche Sprache. Die denken in Wechselwirkungen, die fragen: „Wozu ist das gut?“ statt „Wofür ist das passiert?“ Und sie schauen halt nicht nur auf den Einzelnen, sondern aufs Ganze drumherum – auf das System. Der Unterschied liegt oft nur im Feld, in dem sie unterwegs sind. Aber die Haltung, also die Art und Weise wie ich mich und andere in der Welt wahrnehme – die ist ziemlich ähnlich.
Wozu ist es sinnvoll, sich in der DGSF gemeinsam zu organisieren?
Ganz ehrlich? Weil wir voneinander lernen können. Weil keiner von uns alles weiß – und weil das Systemische sich eben nicht gut alleine denken lässt. In der DGSF kommen Leute zusammen, die aus unterschiedlichsten Ecken kommen, aber alle das gleiche Grundgefühl haben: „Lass uns die Welt nicht mit Lösungen zupflastern, sondern zusammen besser verstehen.“ Und ganz nebenbei macht’s halt auch mehr Spaß, wenn man sich austauschen kann und merkt: Ich bin nicht allein mit meinem Denken. Gerade in spannenden Tagungen oder fachlichen Gruppen kann hier einiges zusammen bewegt werden.
Maurice' Weg begann als erster Akademiker in seiner Familie, der sich durch viele Hindernisse kämpfte und durch Mut und Entschlossenheit seinen Platz in der Welt der Beratung fand. Heute begleitet er Menschen und Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Eigenverantwortung durch verteilte Führungsarbeit und nachhaltigeren Lösungen, immer mit dem Ziel, ihnen zu helfen, über sich hinauszuwachsen und ihr volles Potenzial zu entfalten.