Michaela Herchenhan im Interview
Was ist systemische Organisationsentwicklung? Anlässlich der Patenschaft im New Work Glossar von Neue Narrative haben wir DGSF-Mitglieder zu ihrem Verständnis von systemischer Organisationsentwicklung befragt.
Was bedeutet für dich systemische Organisationsberatung / Organisationsentwicklung, Michaela Herchenhan?
Systemische Organisationsentwicklung bedeutet für mich …
… (Entwicklungs- oder Lösungs) Prozessführung.
… Fachexpertise im System.
… Wissensmanagement.
… ganzheitliche Sichtweisen.
… Kybernetik erster Ordnung.
… Koordination von Systemkomponenten und Expertisen im System.
… Zulassen und unterstützen von Autoorganisation.
… Projektinitiierung und Management.
… u. v. m.
Was ist für dich "der Kern" des Systemischen?
Der Kern des Systemischen ist für mich …
… Ressourcen und Kräftefokussierung.
… Beziehungsanalyse und -stärkung.
… Prozessführung zur Lösung- keine inhaltlichen Vorgaben.
… das Klientensystem, das die Expertise zur Lösung hat.
… Optionen anzubieten und Feedbackschleifen zu bedenken.
… ganzheitliche Wirkung einzuberechnen.
… zirkuläre Kommunikation.
Was ist systemische OE NICHT? Was unterscheidet das Systemische von anderen Beratungsansätzen?
Wir sind wissende ProzessführerInnen; koordinieren die systemimmanente Expertenschaft. Wir sagen nicht, was zu tun ist, sondern moderieren Prozesse, in denen Lösungen oder Ideen geschaffen werden. Wir bauen auf Wissen innerhalb der Organisation und stoßen Dynamiken an, in denen die Systemmitglieder sich über ihr Wissen und ihre Wahrnehmungen informieren können und stärken konstruktiv Kommunikation. Wir fragen mehr, als dass wir sagen.
Was ist der Nutzen systemischer OE?
Der Nutzen systemischer Organisationsentwicklung liegt für mich im …
… ganzheitlichen Blick.
… der gleichberechtigten Balance zwischen Wirtschaftlichkeit, Mitarbeitendenzufriedenheit und Kundenzufriedenheit.
… der gelingenden Umsetzung von gemeinsam gefundenen Lösungen in die Arbeitspraxis. Mehr Menschen sind mit im Boot.
What are the patterns that connect? Worin besteht der Zusammenhang von systemischer OE, systemischer Beratung, Therapie und systemischer Sozialarbeit?
In allen Kontexten wird nach den systemischen Prämissen gearbeitet mit systemischer Haltung.
Wozu ist es sinnvoll, sich in der DGSF gemeinsam zu organisieren?
Um systemische Expertisen zusammenzuführen und zu vergrößern, eine berufliche und philosophische „Familie“ zu finden, Freude im Austausch miteinander zu empfinden, Projekte (z. B. Empfehlungssiegel) gelingend zu gestalten, Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen, um Partizipation zu leben u.v.m.!
Foto: Michaela Herchenhan
Über Michaela Herchenhan
Michaela Herchenhan ist Diplom Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin, Systemische Paar- und Familientherapeutin (DGSF), Systemische Supervisorin (DGSF), Systemische Coachin (DGSF) sowie Lehrende für Beratung, Therapie, Coaching und Supervision (DGSF).
Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit
- Private Systemische Praxis
- Fort- /Weiterbildungen und Supervisionen im Jugendhilfe- und Gesundheitskontext
- Mitarbeit in kinder- und jugendpsychiatrischen Kontexten
- Expertin für systemische Projekte in der Kinder- und Jugendhilfe
- Aufsuchende Beratungs- und Therapietätigkeiten im Rahmen der Hilfen zur Erziehung
- Entwicklung und Durchführung von “Cleartalk”
- Ehemaliges Vorstandsmitglied und ehemalige familienpolitische Sprecherin der DGSF
- Gründerin der Fachgruppe Kinder- und Jugendhilfe (DGSF)
- Initiatorin der Berufung der DGSF in den Nationalen Beirat Frühe Hilfen (NZFH) und Initiatorin und Gestalterin des DGSF Empfehlungssiegels für systemisch arbeitende Einrichtungen (seit 2012)
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